Fanny Lewald
Fanny Lewald (1811 - 1889)
Schriftstellerin
Fanny Lewald wird 1811 als Fanny Mathilde Auguste Marcus in Königsberg geboren. Sie stammt aus einer assimilerten jüdischen Kaufmannsfamilie, die später den Namen Lewald annimmt.
Fanny Lewald schwankt lange Zeit zwischen Anpassung und Verweigerung ihrer Familie gegenüber. Obwohl der Vater nichts von der Emanzipation der Frau hält, lässt er seine älteste Tochter eine Privatschule besuchen. Auch zur Konversion zum Christentum ermutigt er seine Kinder; Fanny Lewald tritt 1829 zum Protestantismus über. Als er sie jedoch verheiraten will, weigert sie sich.
Zum Schreiben kommt das Mädchen über den Vetter August Lewald. Der ist Herausgeber der Zeitschrift Europa. Er druckt erste Beiträge seiner Nichte ab, ihre Familie fordert dabei jedoch Anonymität.
1843 veröffentlicht Fanny Lewald ihre ersten Romane. "Clementine" thematisiert die Problematik der Versorgungsehe, die für Fanny Lewald Prostitution gleichkommt. Mit dem zweiten Roman "Jenny", der sich mit der Emanzipation der Juden beschäftigt, verdient sie dann genug Geld, um sich ein von den Eltern unabhängiges Leben zu ermöglichen. Sie geht im Alter von 32 Jahren nach Berlin, gibt ihre Anonymität auf, verkehrt in literarischen Salons, beginnt zu reisen. Auf einer Italienreise begegnet sie dem Publizisten August Stahr, den sie aber erst nach dessen Scheidung 1855 heiraten kann. Das Paar zieht nach Berlin, wo Fanny Lewald über mehrere Jahrzehnte den liberalen Salon "Montagsgesellschaft" führt.
Fanny Lewalds Leben spiegelt den langen Emanzipationsprozess einer selbstbewussten Frau. Als Schriftstellerin setzt sie sich das Ziel zu verbessern, zu erziehen und zu einer gesellschaftlichen Veränderung beizutragen. Sie setzt sich daher zeitlebens in Werken wie "Die Lage der weiblichen Dienstboten" und "Eine Lebensfrage" für das weibliche Recht auf Bildung und Arbeit und die Möglichkeit der Scheidung ein. Die Emanzipation der Juden und der Arbeiterklasse sind weitere Themen der kämpferisch liberal gesinnten Schriftstellerin.
Bis zum Schluss geht Fanny Lewald auf Reisen; sie stirbt 1889 bei einem Aufenthalt in Dresden.
Fanny Lewald wurde geboren am 24. März 1811 in Königsberg, sie starb am 5. August 1889 in Dresden. - Tochter des jüdischen Kaufmanns Markus, der später den Namen Lewald annahm; trat 1828 auf Wunsch des Vaters zum Protestantismus über; vehementes Streben nach Bildung führte zu familiären Spannungen; erst 1843 durfte sie nach Berlin ziehen, dort Kontakt zu Karl August Varnhagen von Ense, Henriette Herz, Heinrich Laube und Therese von Bacheracht; erste Romane erschienen anonym und thematisierten Fragen wie Frauen- und Judenemanzipation, blieben aber stets dem Zeitgeschmack verschrieben, nach 1870 entwickelte sie sich zu einer erklärten Monarchistin und Bismarck-Anhängerin; zahlreiche Reisen, lebte zuletzt als freie Schriftstellerin in Berlin; Erzählerin, Memoirenschriftstellerin
Werke
Clementine 1842 [anonym]
Jenny 1843 [anonym]
Einige Gedanken über Mädchenerziehung 1843
Andeutungen über die Lage der weiblichen Dienstboten 1843
Eine Lebensfrage (Roman), 2 Teile 1845 [anonym]
Diogena. Roman von Iduna Gräfin H... H... 1847
Italienisches Bilderbuch, 3 Bände 1847
Prinz Louis Ferdinand, 3 Bände 1849
Auf rother Erde (Novellen) 1850
Erinnerungen aus dem Jahr 1848, 2 Bände 1850
Liebesbriefe. Aus dem Leben eines Gefangenen (Roman) 1850
Dünen- und Berggeschichten, 2 Bände 1851
England und Schottland. Reisetagebuch, 2 Bände 1852
Wandlungen (Roman), 3 Bände 1853
Adele (Roman) 1855
Die Kammerjungfer (Roman), 3 Teile 1856
Deutsche Lebensbilder (Erzählungen), 4 Bände 1856
Die Reisegefährten (Roman), 2 Bände 1858
Neue Romane, 5 Bände 1859-1864
Das Mädchen von Hela, 2 Teile 1860
Meine Lebensgeschichte, 3 Abteilungen, 6 Teile 1861-1863
Bunte Bilder, 2 Teile 1862
Gesammelte Novellen, 2 Teile 1862
Osterbriefe für die Frauen 1863
Von Geschlecht zu Geschlecht. I Der Freiherr, II Der Emporkömmling 1864-1866
Erzählungen, 3 Bände 1866-1868
Villa Riunione, 2 Bände 1868
Sommer und Winter am Genfer See 1869
Ein Winter in Rom (mit Adolf Stahr) 1869
Für und wider die Frauen 1870
Nella 1870
Die Unzertrennlichen. Pflegeeltern. 2 Erzählungen 1871
Die Erlöserin (Roman), 3 Bände 1873
Benedikt, 2 Bände 1874
Benvenuto (Roman), 3 Bände 1875
Neue Novellen 1877
Helmar (Roman) 1880
Reisebriefe aus Deutschland, Italien und Frankreich 1880
Zu Weihnachten (3 Erzählungen) 1880
Vater und Sohn (Novellen) 1881
Treue Liebe (Erzählungen) 1883
Stella (Roman), 3 Bände 1883
Vom Sund zum Posilipp! Briefe aus den Jahren 1879-81, 1883
Im Abendrot. Kaleidoskopische Erzählung in 16 Briefen, 1885
Zwölf Bilder aus dem Leben. Erinnerungen 1888
Die Familie Darner (Roman), 3 Bände 1888
Josias. Eine Geschichte aus alter Zeit 1888
postum: Gefühltes und Gedachtes. 1838-1888 (Herausgeber Ludwig Geiger) 1900
Römisches Tagebuch 1845-1846 (Herausgeber Harro Spiero) 1927