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Dieter Forte

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Dieter Forte
Dieter ForteDE; CH, 1935 - 2019

Dieter Forte wurde am 14. Juni 1935 in Düsseldorf geboren. Er absolvierte nach der Schule eine kaufmännische Ausbildung. 1960/61 hospitierte er am Düsseldorfer Schauspielhaus unter Karl-Heinz Stroux, 1962/63 arbeitete er als Regieassistent und Lektor in der Fernsehabteilung des NDR in Hamburg, danach Rückkehr nach Düsseldorf, wo er erste Hörspiele veröffentlichte und in der Folge als freier Schriftsteller lebte. 1970-1974 war Forte als Nachfolger von Friedrich Dürrenmatt Hausautor am Basler Theater.

Er wurde zunächst als Dramatiker sehr bekannt, insbesondere durch sein 1970 in Basel uraufgeführtes Theaterstück "Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung". Das Stück erschütterte die evangelische Welt und wurde zu einem großen Erfolg, übernommen von zahlreichen Bühnen und in neun Sprachen übersetzt. Es bildete den Auftakt für eine Theatertrilogie, 1978 folgte "Jean Henry Dunant oder Die Einführung der Zivilisation" und 1983 "Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt". Daneben arbeitete Forte weiterhin an Hörspielen und Fernsehfilmen, in denen er sich - anders als in den Theaterstücken - mit der bundesrepublikanischen Wirklichkeit auseinandersetzte.

Seit Anfang der 1990er Jahre widmete Forte sich vorrangig Romanen, die die Entwicklung Deutschlands seit dem Ersten Weltkrieg schildern. 1992 erschien "Das Muster". 1995 folgte "Der Junge mit den blutigen Schuhen", ein Buch, in dem Forte eine Kindheit im Zeichen des Nazi-Terrors und der Bombardierungen schildert. Gerade im Zuge der historischen Aufarbeitung des Bombenkriegs wurde dieser Roman viel rezipiert. Zusammen mit "In der Erinnerung" (1998), in dem es um das Kriegsende und die Jahre des Wiederaufbaus geht, wurden diese Romane 1999 unter dem Titel "Das Haus auf meinen Schultern" als geschlossener Zyklus publiziert. 2004 kam noch der Roman "Auf der anderen Seite der Welt" dazu, die vier Bücher wurden in der Folge als "Tetralogie der Erinnerung" veröffentlicht.

Dieter Forte lebte als freier Schriftsteller in Basel, wo er am 22. April 2019 verstarb. Er war Mitglied der P.E.N.-Zentren der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz. Seit dem 2005 trägt eine Düsseldorfer Gesamtschule seinen Namen. Sein Nachlass wird im Rheinischen Literaturarchiv des Heinrich-Heine-Instituts bewahrt.

Auszeichnungen (Auswahl)

1992: Literaturpreis der Stadt Basel

1999: Bremer Literaturpreis

2003: Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft

2004: Hans-Erich-Nossack-Preis

2005: Grimmelshausen-Preis

2005: Niederrheinischer Literaturpreis

Buchveröffentlichungen

Rate mit im Rätselzoo (Kinderbuch, zusammen mit Ingrid Mizsenko) 1970

Weiße Teufel (Stück) 1971

Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung (Drama)1971 [auch frz., engl., ndl., rum., ital., ung., russ., türk.]

Die Wand. Porträt eines Nachmittags 1973

Jean Henry Dunant oder Die Einführung der Zivilisation (Drama) 1978

Kaspar Hausers Tod (Drama) 1979

Fluchtversuche, 4 Fernsehfilme 1980

Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt (Drama) 1983

Das Muster, Roman 1992 [russ. 2004, poln. 2006]

Der Junge mit den blutigen Schuhen, Roman 1995 [auch frz. 1997]

In der Erinnerung, Roman 1998

Das Haus auf meinen Schultern, Roman 1999 [türk. 2009]

Schweigen oder sprechen. Essays und Gespräche 2002

Auf der anderen Seite der Welt, Roman 2004

Ein Tag beginnt 2004

Der Schein der Wahrheit. Auswahl aus Hör- und Fernsehspielen 2009

Das Labyrinth der Welt. Ein Buch 2013

Theaterstücke (Uraufführungen)

Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung (Basel 1970)

Weiße Teufel [nach Webster] (Basel 1972)

Cenodoxus (Salzburg 1972)

Jean Henry Dunant oder Die Einführung der Zivilisation (Darmstadt 1978)

Kaspar Hausers Tod (Wiesbaden 1979)

Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt (Basel 1983)

Der Artist im Moment seines Absturzes (Kassel 1991)

Das endlose Leben (Düsseldorf 1991)

Hörspiele

Die Wand (WDR 1965)

Bergerstraße 8 (RIAS 1967)

Porträt eines Nachmittags (Radio Bremen 1967)

Sprachspiel (WDR 1980)

Martin Luther & Thomas Münzer ... (SWR/SFB/Radio Basel 1983)

Schalltoter Raum (WDR 1984)

Die eingebildeten Gesunden oder Vor den Wäldern sterben die Menschen (Radio Basel/WDR 1985)

Reise-Gesellschaft oder Die Fahrt nach Jerusalem (WDR/SWR 1987)

Die Erinnerung. Das Vergessen. (WDR 1994)

Fernsehfilme

Nachbarn (ZDF 1970)

Sonntag (ARD 1975)

Achsensprung (ARD 1977)

Gesundheit! (ARD 1979)

Der Aufstieg oder Ein Mann geht verloren (ARD 1980)

Literatur

Munzinger-Archiv; DLL 5; Killy 3; Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur (KLG); Lennartz 1, 1984; Thomas Kraft, Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, Nymphenburger, München 2003;

Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Forte

Darin: zahlreiche sekundärliterarische Titel. Im Fischer Verlag sind zwei Materialienbände zu Forte erschienen:

Vom Verdichten der Welt. Zum Werk Dieter Fortes (Hrsg. v. Holger Hof), Frankfurt/M. 1998

"Es ist schon ein eigenartiges Schreiben". Materialien zum Werk von Dieter Forte (Hrsg. von Jürgen Hosemann) 2007

Autor: Enno Stahl, Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf

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