Chet Baker
Im Alter von zehn Jahren erhielt Chet Baker von seinem Vater, der Gitarrist war, eine Posaune, die er gegen eine Trompete eintauschte. Innerhalb kürzester Zeit konnte er einfache Swing-Melodien nachspielen und lernte nebenbei als Autodidakt das Improvisieren.
Zunächst spielte er im Schulorchester, sodann bei öffentlichen Tanzveranstaltungen. 1946 meldete er sich zum Militär und kam zur 298th Army Band nach Berlin. 1948 wurde er ausgemustert. Er studierte Theorie und Harmonie im El Camino College in Los Angeles, abends spielte er in Clubs. 950 trat er erneut in die Armee ein und wurde Mitglied der 6. Armee-Band in Presidio in San Francisco. Dann bat er um seine Entlassung und entschloss sich, professioneller Jazzmusiker zu werden.
In Frühjahr 1952 wurde er Trompeter in der Band von Charlie Parker. Berühmt wurde Baker als Trompeter im klavierlosen Quartett von Gerry Mulligan, das in Los Angeles im The Haig spielte. Die 1952 auf Fantasy Records veröffentlichte Single My Funny Valentine wurde zu einem Hit und sie war für Baker fortan eine Art Signatur, die er in unzähligen Variationen bis zu seinem Lebensende immer wieder spielte.
Als Mulligan wegen eines Drogenvergehens im Frühjahr 1953 ins Gefängnis musste, gründete Baker mit dem Pianisten Russ Freeman ein eigenes Quartett (zusätzlich mit Bob Neel, Carson Smith). Protegiert von dem Besitzer der Plattenfirma Pacific Jazz, Richard "Dick" Bock, der sich von ihm kommerzielle Erfolge versprach, entstanden zahlreiche Aufnahmen.
Baker wurde – von dem Fotografen William Claxton dank seines Aussehens und seiner Ähnlichkeit mit James Dean perfekt in Szene gesetzt – zum Superstar. Ungefähr zu jener Zeit begann jedoch seine Abhängigkeit von Heroin, von der er nicht mehr loskam. Im Jahr 1955 verließ Freeman das Quartett. Baker heuerte den begabten, gleichfalls heroinsüchtigen Pianisten Dick Twardzik an und begab sich auf Tournee nach Europa. Für Eddie Barclay spielte Baker in Paris eine Reihe von herausragenden Aufnahmen ein. Die Erfolge wurden im Oktober 1955 jedoch von Twardziks Tod infolge einer Überdosis Heroin überschattet.
1956 kehrte Baker in die USA zurück. Nach einigen weiteren Aufnahmen für Pacific Jazz, darunter Sessions mit Art Pepper und erneut mit Russ Freeman, wechselte er zu dem Label Riverside, für das er drei Platten aufnahm. Nachdem er 1959 wegen Drogenbesitzes festgenommen worden war, ging Baker nach Italien, doch wurde er auch dort wegen Fälschens von Arzneirezepten verhaftet und verbrachte eineinhalb Jahre im Gefängnis.
Unmittelbar nach seiner Entlassung entstand im Jahr 1962 (er war noch auf Entzug) für RCA Italia eine seiner bis dahin besten Platten, Chet Is Back! Noch bevor die Platte in die Läden kam, verfiel Baker der Sucht erneut. Um die Mitte der 1960er wechselte er für kurze Zeit von der Trompete zum Flügelhorn. 1964 wurde er in Deutschland zum zweiten Mal wegen eines Drogenvergehens verhaftet und in die USA ausgewiesen.
Dort entstanden im Jahr 1965 mit dem Saxophonisten George Coleman für das Label Prestige Hardbop-Aufnahmen, die im Laufe der beiden folgenden Jahre auf fünf LPs veröffentlicht wurden. Danach nahm Baker für Dick Bocks neues Label World Pacific mit der Formation The Mariachi Brass eine Reihe von kommerziellen Easy-Listening- und Mariachi-Platten auf.[4]
Im Sommer 1966 wurde er in San Francisco Opfer einer Schlägerei, bei der seine Zähne beschädigt wurden. Trotz der sich daraus ergebenen Beeinträchtigungen schaffte er Ende der 1960er-Jahre mit Hilfe von Dizzy Gillespie ein Comeback.
Zwischen 1974 und 1977 entstanden eine Reihe von Aufnahmen, darunter einige mit Paul Desmond – auch eine Wiederbegegnung mit Gerry Mulligan, an welcher der junge Gitarrist John Scofield teilnahm. Ende der 1970er spielte er im Quartett mit Phil Markowitz und Jeff Brillinger sowie im Trio mit Philip Catherine und Jean-Louis Rassinfosse. 1979 begann die Zusammenarbeit mit dem deutschen Vibraphonisten Wolfgang Lackerschmid und die Aufnahmen für das gemeinsame Album Ballads for Two.
1987 folgte die Japantournee mit Harold Danko, Hein van de Geyn und John Engels, bei der das Live-Album Chet Baker in Tokyo entstand. Zwei Wochen vor seinem Tod nahm Baker ein posthum als Last Great Concert betiteltes Konzert mit der NDR Bigband und dem Rundfunkorchester Hannover auf.
Quelle und weiterführende Informationen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Chet_Baker [Stand: November 2020]