Rainer Werner Fassbinder
Der Sohn eines Arztes und einer Übersetzerin wuchs nach Scheidung seiner Eltern als Einzelkind bei seiner Mutter auf. Im Alter von 16 Jahren brach Fassbinder die Schule ab und zog zu seinem Vater nach Köln. Zusammen mit Udo Kier sammelte er erste Erfahrungen in der Kölner Schwulenszene.
Früh begann er sich für Filme zu begeistern, jedoch ging sein Wunsch, an der Filmhochschule zu studieren, nicht in Erfüllung. Nach einer zweijährigen privaten Schauspielausbildung versuchte er erfolglos in München die staatliche Schauspielprüfung abzulegen. Zwischen 1965 und 1967 produzierte Fassbinders Partner Christoph Roser dessen erste Kurzfilme "Der Stadtstreicher" und "Das Kleine Chaos". 1967 wurde Fassbinder als Regisseur und Ensemblemitglied beim "action-theater" aufgenommen. Er arbeitete auch mit diversen freien Theatergruppen zusammen. Daraus ging sein "Antiteater" hervor. Für diese Gruppe (auch Hanna Schygulla, spätere Protagonistin seiner erfolgreichsten Filme, war Mitglied dieser Theatergruppe) schrieb er in den Jahren 1968 bis 1971 die meisten seiner Theaterstücke.
Beeinflusst von Jean-Luc Godard und den US-amerikanischen Kriminalfilmen von John Huston, Raoul Walsh oder Howard Hawks, aber vor allem von den Melodramen von Douglas Sirk, begann er mit seiner Gruppe die ersten Filmprojekte zu realisieren. So entstanden der eigentümliche Krimi Liebe ist kälter als der Tod (1969) und im gleichen Jahr Katzelmacher. Er verquickte die Arbeit des Theaters konsequent mit der des Filmemachens. So entstanden zwischen 1969 und 1971 nicht nur zahlreiche Theaterstücke, sondern auch in sehr kurzer Zeit produzierte alternative Filme.
Fassbinder umgab sich stets mit einer von ihm als Clan bezeichneten Gruppe - in der er Mary genannt wurde - die ihm als Familienersatz und Blitzableiter für Aggressionen diente. In diese Gruppe integrierte er auch seine männlichen Partner. Von 1970 bis 1972 war Fassbinder mit der Schauspielerin und Sängerin Ingrid Caven verheiratet, für die er auch einige Chanson-Texte schrieb (z.B. Alles aus Leder, Freitag im Hotel, Nietzsche, Die Straßen stinken). Daneben hatte er eine Beziehung zu dem zweifachen Vater El Hedi ben Salem M'Barek Mohaed Mustafa.
Die Jahre 1971-1974 stellen mit Filmen wie "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" (1971,) "Angst essen Seele auf" (1973), dem Schwulen-Drama "Faustrecht der Freiheit" (1974), mit Theaterregie in Bochum und Frankfurt und dem Theaterstück "Der Müll, die Stadt und der Tod" (1974) den Höhepunkt seines Schaffens dar. Letztgenanntes Stück war dabei in den 70er und 80er Jahren Anlass für konservative Kritiker (Joachim Fest, Ignatz Bubis), Fassbinder des Antisemitismus zu beschuldigen. Die bekannte, links-emanzipatorische Grundhaltung des Autors belegen die Absurdheit dieses Vorwurfs. Seit 1972 begann er seine Filmsprache konsequent weiter zu entwickeln und die Filme wurden größer und professioneller. Als Teilnehmer der Berlinale wurde er in den folgenden Jahren zwar von der Kritik in höchsten Tönen gelobt, jedoch von der jeweiligen Jury ignoriert. Erst mit seinem vorletzten Film Die Sehnsucht der Veronika Voss gewann er den Goldenen Bären. Neben seiner Filmarbeit engagierte sich Fassbinder auch im Theater. In den Jahren 1972 und 1973 inszenierte er am Schauspielhaus in Bochum. Daran schloss sich eine zweijährige Periode im Frankfurter Theater am Turm (TAT) an.
Fassbinder schuf in den 1970er Jahren einige der faszinierendsten Frauencharaktere der Nachkriegsfilmgeschichte: Maria Braun und Lili Marleen, jeweils gespielt von Hanna Schygulla oder Lola, gespielt von Barbara Sukowa bleiben unvergesslich.
Fernsehgeschichte schrieb er mit seinem aufwändig produzierten Mehrteiler Berlin Alexanderplatz nach dem Roman von Alfred Döblin, der später sogar im Kino als 15-Stunden-Marathon gezeigt wurde.
1974 wurde der junge Metzger Armin Meier Fassbinders Geliebter. Er nahm sich 1978 das Leben. Von 1978 bis zu seinem Tod 1982 lebte Fassbinder mit der Cutterin Juliane Lorenz zusammen. Er starb in München im Alter von nur 37 Jahren an einer Überdosis Kokain, während der Arbeit am Schnitt zu seinem letzten Film Querelle nach einem Bühnenstück von Jean Genet.
Rainer Werner Fassbinders Urne wurde auf dem Bogenhausener Friedhof in München beigesetzt.
Leben und Arbeit waren für Fassbinder oft nicht mehr voneinander zu trennen. Sicherlich ist dies der Teil einer Erklärung dafür, warum Fassbinder in einem kurzen Zeitraum von 13 Jahren bis zu seinem Tode 40 Filme als Regisseur drehte.
Eine 1978 in Fort Lauderdale (Florida) geschlossene Ehe mit Juliane Lorenz wurde nicht nach deutschem Recht anerkannt, und Fassbinders Erbe fiel deshalb an die Eltern des Schauspielers. Seine Mutter Liselotte Eder übertrug es 1986 der von ihr gegründeten Rainer Werner Fassbinder Foundation (RWFF), die sie 1992 an Juliane Lorenz übertrug. Die Foundation ist Inhaberin aller Rechte an Fassbinders Nachlass, einschließlich aller nachträglich erworbenen Rechte.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Werner_Fassbinder
Rainer Wernder Fassbinder Foundation: http://www.fassbinderfoundation.de