Hanns Johst
Hanns Johst wurde am 8.7.1890 in Seehausen/Sachsen geboren. 1911-1915 studierte er in Leipzig, München und Wien Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte, ohne das Studium abzuschließen. Ab 1914 publizierte er Dramen, Gedichte, Romane und Rezensionen. Ab 1918 lebte er als freier Schriftsteller in Oberallmannshausen am Starnberger See. Nach der Novemberrevolution 1918 bekannte Johst sich klar zur völkisch-nationalen Richtung. Verschiedene Theaterstücke Johsts wurden auf deutschen Bühnen aufgeführt, 1925 u.a. die Komödie "Die fröhliche Stadt" in Düsseldorf. 1928 wurde er Mitglied des nationalsozialistischen Kampfbundes für deutsche Kultur mit Rosenberg, Himmler und anderen. Im November 1932 trat er in die NSDAP ein. Mit der so genannten "Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten wurde Johst zum einflussreichen Staatsdichter. Im März 1933 Ernennung zum Ersten Dramaturgen am Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt Berlin, eine Position, die er allerdings nur bis Ende 1933 bekleidete. Im April 1933 wurde sein Schauspiel "Schlageter" im Staatstheater am Gendarmenmarkt in Beisein Hitlers uraufgeführt, es galt als nationalsozialistisches Musterdrama. Im Juni 1933 wurde er zum Vorsitzenden der Sektion für Dichtung an der Preußischen Akademie der Künste gewählt; im November 1933 wurde er Mitglied des Präsidialrats der Reichsschrifttumskammer. Im Januar 1934 Ernennung zum Preußischen Staatsrat, im Oktober 1935 zum Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, diese Funktion behielt er bis zum Zusammenbruch des "Dritten Reichs" inne. Ebenfalls 1935 wurde er mit dem Rang eines SS-Oberführers in die Allgemeine SS aufgenommen, 1942 Beförderung zum SS-Gruppenführer; 1939 reiste er mit Himmler nach Polen und war dann während des gesamten Krieges immer wieder Himmlers Gast in dessen Feldkommandostelle. Er galt als "Barde der SS" und sollte in Himmlers Auftrag die "Saga des Großgermanischen Reiches" schreiben. In Goebbels' Auftrag plante er eine systematische, anti-englische Film- und Hörspielproduktion. Im Mai 1945 wurde er durch die Amerikaner verhaftet und bis Oktober 1948 inteniert. Ab 1947 lief ein Entnaifizierungsverfahren gegen ihn, zunächst wurde er im Juni 1949 als "Mitläufer" (Gruppe IV) eingestuft, dann aber unter die "Hauptschuldigen" (Gruppe I) gerechnet. 1951 Aufhebung des zweiten Spruchs, nun wurde Johst in die Gruppe II der "Belasteten" eingestuft. 1955 wurde auch dieser Spruch kassiert und das Verfahren gegen Johst wurde eingestellt. In der BRD versuchte er erfolglos wieder literarisch Fuß zu fassen, das Gros seiner Nachkriegschriften blieb unpubliziert. Er starb am 23. November 1978 in Ruhpolding.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Die Stunde der Sterbenden (Dr.), 1914
Stroh (Kom.), UA Leipzig 1915
Wegwärts (Ged.), 1915
Der junge Mensch (Dr.), 1916 [UA Leipzig 1919]
Der Anfang (Rom.), 1917
Der Einsame (Dr.), UA Düsseldorf 1917
Rolandsruf (Ged.) 1919
Der König (Dr.), 1920 [UA Dresden 1920]
Mutter (Ged.) 1920
Kreuzweg (Rom.) 1922
Propheten (Dr.), 1922 [UA Dresden 1922]
Wechsler und Händler (Kom.), 1923
Wissen und Gewissen (Ess.), 1924
Lieder der Sehnsucht (Ged.) 1924
Consuela (Tagebuch) 1925
Die fröhliche Stadt (Kom.), UA Düsseldorf
Marmelade (Kom.), 1926 [UA Ulm 1926]
Thomas Paine (Dr.), 1927 [An 8 dt. Bühnen gleichzeitig]
So gehen sie hin (Rom.), 1930
Die Torheit einer Liebe (Rom.) , 1930
Standpunkt und Fortschritt (Ess.), 1933
Schlageter (Dr.), UA Berlin 1933
Danach nur noch propagandistische Schriften.
Literatur: Dt. Literaturlexikon 8; Deutsche Bibliografische Enzyklopädie 5; J. Hillesheim/ E. Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter, Würzburg 1993, S. 263-275, R. Düsterberg: Hanns Johst: "Der Barde der SS". Karrieren eines deutschen Dichters, Paderborn 2004 (darin: Zeittafel 412-415).
Autor: Enno Stahl, Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf