Rafael Spregelburd
Spregelburd studierte Schauspiel und Dramaturgie an der Fakultät für Philosophie und Literatur der Universität von Buenos Aires, u.a. bei dem Dramaturgen Mauricio Kartun, dem Regisseur Ricardo Bartis und dem spanischen Dramatiker José Sanchis Sinisterra. 1996 brach er sein Studium ab, um sich voll und ganz dem Theater widmen zu können. Er begann seine Theaterkarriere als Schauspieler, begann sich aber bald für Dramaturgie zu interessieren. Seit 1995 widmet er sich auch der Regiearbeit und inszeniert vor allem eigene Stücke. Daneben produziert er gelegentlich persönliche Adaptionen von Texten anderer Autoren.
1994 gründete er seine eigene Theaterkompanie "El Patrón Vázquez" und trat damit auf zahlreichen internationalen Festivals auf.
Das Hauptwerk von Rafael Spregelburd ist die "Heptalogía de Hieronymus Bosch" ("Heptalogie des Hieronymus Bosch"), ein abgeschlossener Zyklus von sieben Stücken. In jedem der Stücke sucht Spregelburd eine zeitgenössische Entsprechung für die klassischen sieben Todsünden, die auf dem gleichnamigen Rundtischgemälde von Hieronymus Bosch dargestellt sind:
1. La inapetencia (Die Appetitlosigkeit)
2. La extravagancia (Die Überspanntheit)
3. La modestia (Die Bescheidenheit)
4. La estupidez (Die Dummheit)
5. El pánico (Die Panik)
6. La paranoia (Die Paranoia)
7. La terquedad (Die Sturheit)
Teile dieses Zyklus wurden an verschiedenen Theatern im deutschsprachigen Raum und in der Tschechischen Republik aufgeführt.
Im Jahr 2003 wurde Spregelburds Theater-Telenovela "Bizarra, una saga argentina" im Centro Cultural Ricardo Rojas in Buenos Aires uraufgeführt. Sie bestand aus 10 Teilen, von denen jede Woche ein neuer Teil gezeigt wurde. Für die insgesamt 15-stündige Saga mussten über 50 Schauspieler besetzt werden. Pro Folge fanden etwa 200 Personen im Zuschauerraum Platz.
Zusätzlich zur Aufführung dieser "Telenovela im Theater" gab es ähnlich den in Deutschland bekannten Panini-Sammelbildern ein Album mit zugehörigen Klebebildern zu kaufen, die die im Stück auftretenden Figuren enthielten und unter den Zuschauern getauscht wurden.
Das Stück Un momento argentino (Ein argentinischer Augenblick) entstand während der Unruhen in Argentinien ab Ende Dezember 2001 (siehe Cacerolazo), als die politische und wirtschaftliche Krise in Argentinien ihren Höhepunkt erreichte. Eine Runde von Offizieren nebst Gattinnen, die einst der argentinischen Junta gedient hatten, treffen sich, um sich Dias aus dem Urlaub anzusehen, während draußen demonstriert wird. Die Verbindung zwischen drinnen und draußen stellt die Tochter eines der Militärs, das "Bomben-Mädchen", her. Am Ende erfährt sie, dass sie gar nicht dessen richtige Tochter ist, sondern dass er sie adoptiert hat, nachdem ihr Vater zu Tode gefoltert wurde.
Spregelburd gilt als ein wichtiger Vertreter des zeitgenössischen argentinischen Theaters. Er lebt und arbeitet hauptsächlich in seiner Heimatstadt Buenos Aires. Seine Übersetzungen von Harold Pinter, Steven Berkoff, Sarah Kane, Marius von Mayenburg, Wallace Shawn und anderen wurden mit Preisen bedacht und haben mehrere Veröffentlichungen und Inszenierungen erlebt.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rafael_Spregelburd [Stand: August 2010]