Charles Mingus
Charles Mingus übernahm von seiner Stiefmutter die Vorliebe für klassische Musik und versuchte sich als Sechsjähriger an der Posaune und der Flöte.
Nachdem er als Neunjähriger im Radio Duke Ellingtons East St. Louis Toodle-Oo gehört hatte, begann er Cello zu lernen. Da der Haushalt auch ein Klavier hatte und seine Schwester Unterricht nahm, war er auch mit diesem Instrument vertraut. Mit der Stiefmutter besuchte er die ekstatischen Gospel-Gottesdienste der Holiness Church, die ihn tief beeindruckten. Schließlich lernte er den zwei Jahre älteren, späteren Jazzposaunisten Britt Woodman kennen, der ihn zu einem Konzert des Duke Ellington Orchestra mitnahm. Mingus wurde am Cello in dieser Zeit von einem Hobbymusiker unterrichtet, der ihm weder Fingersätze noch das Notenlesen beibrachte, sondern ihn hauptsächlich nach Gehör und Gefühl spielen ließ. Dennoch entwickelte Charles eine solche Fertigkeit, dass er mit seinen Schwestern im Trio klassische Konzerte spielen und in dem Orchester Los Angeles Junior Philharmonic mitwirken konnte. Als Halbwüchsiger entwickelte er eine Identität als ¿stolzer Schwarzer¿. Gleichzeitig interessierte er sich für ¿weiße¿ Musik, hörte Richard Strauss, Debussy und Ravel.
Sein Freund Buddy Collette wies ihn 1938 darauf hin, dass die Schulband keinen Cellisten, sondern einen Bassisten brauchte und vermittelte ihm Unterricht bei Red Callender; außerdem nahm Mingus Klavierstunden und bildete sich in Musiktheorie, insbesondere Harmonielehre, weiter. In diese Zeit fällt die Entstehung des Gedichts The Chill of Death, das er damals auch vertonte, sowie der Komposition Half-Mast Inhibition. Den Sommer 1939 verbrachte er in San Francisco, wo er den Maler Farwell Taylor kennenlernte, dem er später sein Far Wells Mill Valley widmen sollte; dieser machte ihn mit Karma-Yoga vertraut und ermutigte ihn, auch als Komponist zu arbeiten. 1940, in seinem letzten Schuljahr, trat Mingus mit der Al Adams Band auf, in der damals auch Dexter Gordon, Chico Hamilton, Jack Kelso und Ernie Royal spielten. Als Solist eiferte er dem Ellington-Bassisten Jimmy Blanton nach.
Nach der Schulzeit arbeitete er als Musiker. Ab 1942 nahm er stundenweise Unterricht bei dem ehemaligen ersten Bassisten der New Yorker Philharmoniker Hermann Rheinshagen. Mingus entwickelte sich schnell zu einem Top-Bassisten und spielte Anfang der 1940er Jahre zunächst mit lokalen Bands, die auch durchreisenden Musikern wie Roy Eldridge als Begleitung dienten. Lloyd Reese unterrichtete ihn in den Grundlagen der Harmonielehre. Mingus schrieb erste Stücke und auch Kompositionsteile für Dimitri Tiomkin.
Er ging Anfang der 1950er-Jahre nach New York, litt nach der Trennung von seiner zweiten Frau an Depressionen und zog 1960 nach Harlem. Er erkrankte später an unheilbarer amyotrophen Lateralsklerose, suchte Heilung in Mexiko und verstarb dort im Alter von 56 Jahren an einem Herzinfarkt.
Die Komponsitionen von Charles Mingus basierten auf dem Hard Bop, waren aber beeinflusst von Gospel, Third Stream, Free Jazz und klassischer Musik. Er nannte einmal die Kirche und Duke Ellington als prägende Vorbilder für seine Musik. Mingus legte bei seinen Bands Wert auf die kollektive Improvisation. Er heuerte talentierte und manchmal wenig bekannte Musiker an, um teilweise unkonventionelle Instrumental-Konfigurationen zusammenzustellen. Mingus galt als ein Pionier der Kontrabass-Technik und einer der fähigsten Spieler dieses Instruments.
Quelle und weiterführende Informationen: s. https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Mingus [Stand: Mai 2017]