Gerhard Stäbler
Gerhard Stäbler, 1949 im süddeutschen Wilhelmsdorf bei Ravensburg geboren, studierte Komposition (bei Nicolaus A. Huber) und Orgel (bei Gerd Zacher) in Detmold und Essen. gerhard stäblerDem "Cornelius Cardew Memorial Prize" (1982) folgte eine lange Reihe von Auszeichnungen, Preisen, Kompositionsaufträgen und Stipendien, die Stäblers Biographie markieren. Von Anfang an war er nicht nur als Komponist aktiv, sondern engagierte sich auch politisch und auf organisatorischem Gebiet. So konzipierte Stäbler die "Aktive Musik"- Festivals mit Neuer Musik und fungierte darüber hinaus im Jahr 1995 auch als künstlerischer Leiter der Weltmusiktage der "Internationalen Gesellschaft für Neue Musik" im Ruhrgebiet. Ein dritter zentraler Strang seiner Tätigkeit liegt im pädagogischen Bereich: In Workshops und Seminaren für Komposition und Improvisation arbeitete Stäbler mit jungen Musikern aus vielen Ländern. Als Composer-in-Residence und Gastprofessor wirkte er zeitweise unter anderem in Nord- und Südamerika sowie im Nahen und Fernen Osten.
Stäblers Musik verlässt oft den Rahmen des Konventionellen, indem er Elemente in seine Kompositionen einbezieht, die die herkömmliche Aufführungssituation (und damit die herkömmliche Publikumserwartung) durchbrechen, sei es durch Gesten oder Bewegungen im Raum, sei es mittels Licht- und Duftgestaltung oder aktives Einbeziehen des Publikums: Immer kommt es ihm darauf an, die Phantasie anzuregen, Ohren und andere Sinne für neue, unerwartete Wahrnehmungs- und Denkmuster zu sensibilisieren. Hierher rührt auch Stäblers Vorliebe für das Ineinandergreifen von Komposition und Improvisation, die von der jeweils einzigartigen Spannung unter den Ausführenden im noch offenen und nur präformierten Moment lebt. Gleichwohl ist Stäblers Musik in ihren Abläufen immer äußerst durchdacht und von ausgefeilten Konstruktionen geprägt, die die direkte musikalische Aussage nicht beeinträchtigen.
Nach Performance- und Tanzprojekten beim Ultima Festival in Oslo und dem Folkwangfest Essen im Herbst 2001 widmete sich Stäbler der Realisierung der Musik für das Tanztheater Endstation ZASPA des Choreographen Avi Kaiser für das Theater Gdansk (Uraufführung Mai 2002) und das Tanzhaus Düsseldorf (Mai 2002). In der Spielzeit 2001/2002 war er Composer-in-Residence an der Deutschen Oper am Rhein Duisburg-Düsseldorf, die seine Oper Madame la Peste in Auftrag gab (Uraufführung 26. April 2002, Duisburg). Die Uraufführung der Kompositionen DIE REISE für Ensemble und Zuspielung (Auftrag des IVES Ensembles, Amsterdam) und TIMESCAPE für Schlagzeug und Orchester (Auftrag der Essener Philharmoniker) folgten im Mai 2002. Eine Reise mit Konzerten, Workshops und Vorträgen führte Stäbler im Herbst 2002 nach Montréal, Toronto, New York und Dublin. 2003 wurde ihm der Duisburger Musikpreis verliehen.
In den vergangenen beiden Jahren erhielt Stäbler Kompositionsaufträge des Ensembles The Apartment House, des Bayerischen Rundfunks und der Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik. Zusammen mit dem deutsch-koreanischen Komponisten Kunsu Shim unternahm er eine längere Tournee nach Seoul (Korea), auf der er das Musiktheater futuressencexxx zur Aufführung brachte. Im Frühjahr 2004 wirkte Stäbler als Gastprofessor am amerikanischen State College Evergreen (Washington). Das Jahr 2005 stand im Zeichen einer ausgedehnten Tournee an die amerikanische Westküste mit Performances und Workshops in San Francisco, Santa Rosa und beim Pacific Rim Festival in Santa Cruz. KlangWand, ein soziokulturelles Projekt für gemischten Chor, Akkordeon, Schlagzeug, eine Mundartband, einen oder mehrere Musikvereine und elektronische Klänge wurde im September 2005 in Mariahof bei Trier uraufgeführt.
Im Mai 2006 war Stäbler composer-in-residence beim Festival "Mouvement - Musik des 21. Jahrhunderts" des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken, im Herbst desselben Jahres folgte die Uraufführung der ersten Kammeroper Nachmittagssonne in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul und Ende Oktober in Düsseldorf Premieren der Nachtstücke I-IV für Klavierquintett und Stimme, die auf Robert Schumanns gleichnamige Klavierstücke op. 23 verweisen. Ende Januar 2007 fand in Duisburg die Uraufführung von TSUKI, SUBARU, eines Konzertes für die japanische Mundorgel Sho und Orchester statt, im Mai die Premiere von Wasser.Zeichen für Orchester, Zufallsensemble, Chor und Zuspielung und im Oktober 2007 die Uraufführungen zweier Kammermusiken bei den Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik. Das Jahr endete mit dem von der Kritik gefeierten neuen Musiktheaterwerk Letzte Dinge nach Paul Auster am Mainfranken Theater Würzburg.
Anlässlich verschiedener Konzerte und Meisterkurse stellte Stäbler 2007 seine kompositorische Arbeit auf Einladung in Griechenland, England, Österreich, Singapur, Australien und verschiedenen Städten Deutschlands vor. Ende April 2008 wurde während des WDR-Festes im Duisburger Landschaftspark die Sappho Trilogie für Sopran, Chor geteiltes Orchester und Zuspielung, ein Auftrag der Duisburger Philharmoniker und des Bayerischen Rundfunks, uraufgeführt. Es folgten Einladungen zur Sommerakademie für Neues Musiktheater des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau (Dresden), den Darmstädter Ferienkursen (Uraufführungen ...ins Offene... für die Neuen Vocalsolisten Stuttgart und ]upon dry land[ für das Duo Konflikt), zu einem Kompositionsmeisterkurs auf Kreta, zu den Klangspuren Schwaz (Uraufführungen Fund.Stücke und Luftspiegelungen für das Ensemble ascolta), zum Sonic Fusion Festival in Edinburgh und zu einer Tournee in den Libanon. Im Januar 2009 arbeitete Stäbler zusammen mit Kunsu Shim und dem koreanischen Photographen Kyungwoo Chun an einem "PhotoMusikalischen" Kunstbuch Trialog auf Mallorca. Er folgte damit einer Einladung des Centro Culturale Andratx, das die künstlerischen Konzeptionen der drei Künstler in Beziehung setzt. Dieser "Trialog" wird mit Performances und Portraitkonzerten und Ausstellungen im März 2009 in der südkoranischen Hauptstadt Seoul fortgesetzt. Derzeit arbeitet Gerhard Stäbler im Auftrag des Nationaltheaters Mannheim an einem neuen Musiktheaterwerk für Kinder, das am 1. März 2009 Premiere hat.
Quelle: http://www.gerhard-staebler.de (Stand: Nov. 2009)