Object numberHHI.2015.G.4000.5
05 Schöner Vogel Quetzal
Autor*in
Ingrid Bachér
(DE, geboren 1930)
Date1959
DescriptionDas zweite Buch Ingrid Bachérs ist von einer eindringlichen, mysteriösen Schönheit. Es spielt in Südamerika und man kann diesen kurzen Roman als ein authentisches Werk des magischen Realismus bezeichnen, der auch in Südamerika zu dieser Zeit gerade erst seine ersten Ausprägungen im Werk Juan Rulfos und Gabriel Garcia Marquez‘ fand. Der deutsche Geologe Rico strandet mit seinem Jeep in der Nähe eines Indianderdorfes, wo er die Bekanntschaft mit der geheimnisvollen Xochil macht, die anscheinend eine Inkarnation des Vogel Quetzal aus einer alten Indianerlegende ist. Dieses Tier stirbt und verschwindet, sobald es gefangen wird. Xochil übt eine eigenartige Anziehungskraft auf Rico aus, den aber auch die seltsame Ideenwelt der Indios mit fremden Ritualen und Geistervorstellungen gefangen nimmt.
Er besucht mit Xochil einen großen Indianermarkt, wohin ihr eben geborener, kleiner Bruder von Stammesgenossen entführt wurde, um ihn dort nach altem Brauch zu taufen. Rico trifft dort einige deutsche Bekannte und hört, dass seine Freundin Cita aus Caracas im Camp, wo er arbeitet, auf ihn wartet. Eigentlich will er also mit den Deutschen im Auto dorthin fahren und die Geschehnisse der letzten zwei Tage hinter sich lassen. Dann aber sieht er Xochil, die, ihren Babybruder auf dem Arm, mit einem Maulesel auf ihn wartet – er geht mit ihr.
Rico fühlt sich auf unerklärliche Weise an sie gebunden – mit seinem ganzen Leben. Er verbringt eine magische Nacht mit ihr, in der er träumt, sie reiße ihm das Herz aus und pflanze es ein. Am frühen Morgen verlässt Xochil ihn und Rico fürchtet, von den anderen Indianern vergiftet worden zu sein, da sie ihn eines bösen Zaubers bezichtigen: "Todesangst befiel ihn, und aus der Erde schienen alle zu kommen, die je geängstigt waren, mit denen niemand Erbarmen gefunden hatte. Sie bildeten aus ihrer Angst Tiere und begleiteten sie, wurden gejagt und jagten selbst, und alle setzten sich um den Mann, der Angst hatte und sein Blut in sich fühlte."
Rico flieht zurück in die Zivilisation, zum rational-technischen Denken, das Zauber und Dämonen ablehnt. Er trifft Xochil noch einmal wieder, als er den defekten Jeep abholt. Doch sie hat sich völlig verändert, ist entschlossen, einen Stammesgenossen zu heiraten: "Xochil schien jetzt eine gewisse Ähnlichkeit mit der Frau des Alcalden zu haben. Sie war ihr verwandter als dem Mädchen, dem von Anbeginn Ricos Liebe gehört hatte. Sie schien dieses Mädchen getötet zu haben, um am Leben bleiben zu können." Der Vogel Quetzal ist verschwunden, geblieben ist nur seine Hülle.
Ein kleines Meisterstück ist dieser Roman, der eine Neuauflage dringend verdiente.
Erschienen im Insel Verlag, Wiesbaden 1959.
ClassificationsDruck- und Schriftgut - Buch (gedruckt)
Curatorial RemarksBuch
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Department
HH Schriftstellernachlässe