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Objekte von: Marianne Hoppe

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Marianne Hoppe1909 - 2002

Marianne Stefanie Paula Henni Gertrud Hoppe, geboren am 26. April 1909 in Rostock. Die Tochter des Rittergutsbesitzer Karl Hoppe und seiner Frau Margarethe, geb. Kuchenmeister wächst auf Gut Felsenhagen in Mecklenburg auf, erhält Privatunterricht. 1924-26 Besuch des Königin Luise-Stifts in Berlin, anschließend der Korrespondenzhandelsschule in Weimar, wo sie erstmals intensiven Kontakt zum Theater hat.

Mit 17 Jahren bewirbt sie sich erfolgreich an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin, nimmt zusätzlich Schauspielunterricht bei Lucie Höflich. Am 4.3.1928 Debüt als Lucie in "Mörder für uns" von Willi Schäferdieck an der Bühne der Jugend im Deutschen Theater Berlin. Sie hat 15 Sätze im ersten Akt zu sprechen; dazu Herbert Ihering: "Marianne Hoppe scheint eine Begabung von innerer Spannkraft zu sein." (zitiert nach Kohse, 2001).

1928-30 am Deutschen Theater Berlin unter Max Reinhardt in diversen Nebenrollen: Pagen, Stubenmädchen. 1930-32 am Neuen Theater Frankfurt am Main spielt Hoppe unter Arthur Hellmer u.a. den Puck in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum", Franziska in Lessings "Minna von Barnhelm" und Inken Peters in Hauptmanns "Vor Sonnenuntergang", eine Rolle, in der sie fünf Jahre später auch in der filmischen Adaption "Der Herrscher" zu sehen ist.

1932 wird sie als Ersatz für Käthe Gold an die Kammerspiele München unter Otto Falckenberg engagiert. In Molières "Die Kritik der Schule der Frauen" spielt sie an der Seite von Karl Kyser (Adolph) die Agnes und wird von der Kritik für "ihren mädchenhaft witzigen Charme (das Pendant in Dur zum Moll der Käthe Gold)" gelobt. (zitiert nach Kohse, 2001).

Ihr Filmdebüt gibt Hoppe 1933 als Josefa in Franz Ostens "Der Judas von Tirol", nach dem Historienstück um Andreas Hofer von Karl Schönherr. Dazu 1935 Oskar Kalbus: "Ihr edles klares Gesicht als Magd Josefa spiegelt den seelischen Aufruhr und die begeisterte Hingabe an die Idee der Befreiung des Vaterlandes." (Vom Werden deutscher Filmkunst. Der Tonfilm, 1935).

Hoppe wird sofort in Hauptrollen eingesetzt, so als Hamburgerin Ursula, die es zu ihrem "Heideschulmeister Uwe Karsten" in die Lüneburger Heide zieht, oder in der Titelrolle in "Schwarzer Jäger Johanna", einem Heldenepos aus den Befreiungskriegen. "Marianne Hoppe bringt ihren eigenen Charme für das unruhige, freundliche Mädchen mit, einen reichen, farbigen Charme - sie schablonisiert sich nicht, das ist die Hauptsache, an dieses mal kalbrige, mal traurige, immer burschikose und tapfere Hannchen wird man gern denken." (Film-Kurier, 20.9.1934).

Sie spielt in zahlreichen Filmen, viele im ländlichen Milieu angesiedelt wie Carl Froelichs Bauernkomödien "Krach um Jolanthe" und "wenn der Hahn kräht" oder die Storm-Verfilmung "Der Schimmelreiter" - sie als Else, Tochter des Deichgrafen, an der Seite von Mathias Wieman (Hauke Haien) -, aber auch in Filmen mit ausgeprägt politischem Akzent wie Veit Harlans "Der Herrscher" (1936/37), der in starker Abweichung von Gerhart Hauptmanns Bühnenstück "Vor Sonnenuntergang" ein Loblied auf das Führerprinzip ist.

Helmut Käutner besetzt Hoppe als Hauptdarstellerin in zwei Filmen: In "Auf Wiedersehen, Franziska!" spielt sie 1940/41 das Martyrium der ewig wartenden Frau; nach einer literarischen Vorlage von Maupassant entsteht 1942 "Romanze in Moll", der mit philosophischer Nachdenklichkeit die sehr persönlichen Probleme einfacher Menschen erzählt. Hoppe in der Rolle der Madeleine - ihr Partner in der Rolle des Ehemannes ist Paul Dahlke - spielt mit viel Sensibilität und Empfindungsreichtum. "Mit einer schönen, verhüllenden, verklärenden Ruhe geht ihre Madeleine durch den Film, - mit edlem Anstand sich der Ausweglosigkeit ihres Schicksals beugend. Eine menschlich bewegende, künstlerisch wohl abgewogene Leistung: phrasenlos, klar, erlebt. Ergreifend, weil man die Ergriffenheit der Darstellerin spürt." (Film-Kurier, 28.6.1942).

1935-45 ist Marianne Hoppe am Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt engagiert, dessen Intendanten, Gustaf Gründgens sie 1936 heiratet. Sie debütiert dort als Julia in "Zwei Herren aus Verona": "ganz Shakespeare-Geschöpf, jungenhaftes Mädchen, zart, weich und mit verbissener Tapferkeit.." (zitiert nach Kohse, 2001).

Weitere Rollen sind Katharina in "Der Widerspenstigen Zähmung", Viola in "Was ihr wollt", Viva in "Frau Warrens Gewerbe", die Titelrollen in "Die Jungfrau von Orleans", "Minna von Barnhelm" und "Turandot" sowie Isabella in "Maß für Maß".

In zwei von Gründgens' Regie-Filmen erhält sie die Hauptrolle. In "Capriolen" spielt sie die Fliegerin Mabel Atkinson, die eine turbulente Ehe mit dem Starreporter Jack Warren führt. In der Fontane-Verfilmung "Der Schritt vom Wege" gelingt ihr die überzeugende Gestaltung des Reifungs- und Emanzipationsprozesses der Effi Briest. "Damals war ein Film wie dieser, der es wagte, Zeitgeist ekelhaft zu finden, ein mutiges Werk. Die Staatsdramaturgen hatten gefordert, Effi als Ehebrecherin zu läutern, Innstetten, der feige Ehemann, sollte als preußischer Held, als Vorbild für männliche Erziehung gezeigt werden. Doch Gründgens ging den Weg der Lebensnähe, und Marianne Hoppe vermochte ohne viele Worte, durch Mienenspiel und Gebärde auszudrücken, dass der angetraute Gatte lieb und gut, doch weder ein Liebhaber noch ein Held war." (Koberg, 2002).

1946 wird die Ehe mit Gründgens geschieden. Schwanger mit ihrem Sohn Benedikt Johann Percy - aus einer Affäre mit dem langjährigen Freund und britischen Journalisten Ralph Izzard -, verlässt Hoppe Berlin und übersiedelt nach Siegsdorf in Oberbayern.

Nach dem Krieg entwickelt sie sich zunehmend zu einer Darstellerin psychologisch vielschichtiger Charaktere. Sie beherrscht feinste Gebärden und Sprachnuancen und spielt verletzliche und dekadente wie auch vitale und humorvolle Figuren. Ihre stärkste Leistung der Nachkriegszeit zeigt sie 1948 in der Rolle einer Schizophrenen in "Das verlorene Gesicht" unter der Regie von Kurt Hoffmann.

1947-55 ist Hoppe als Ensemblemitglied des Schauspielhauses Düsseldorf wieder künstlerisch Gustaf Gründgens verbunden, so als Elektra in Sartres "Die Fliegen", Leonore von Este in "Torquato Tasso" und Celia Coplestone in Eliots "Die Cocktailparty". Sie gastiert in Berlin, München, Wien, Hamburg und bei den Salzburger Festspielen, gestaltet Rollen wie die Titelgestalt in "Maria Stuart" (1951), Orsina in "Emilia Galotti", schließlich die alte Dame in Marguerite Duras' "Savannah Bay" und die Mutter in Tankret Dorsts "Auf dem Chimborazo".

Seit den 60er Jahren tritt sie häufiger im Fernsehen auf. Sie spielt u.a. in drei Folgen Krimi-Reihe "Der Kommissar". In der Folge "Claire" der TV-Serie "Kir Royal" von Franz-Xaver Kroetz gestaltet sie überzeugend die Rolle einer ehemals erfolgreichen, gealterten Schauspielerin. Wim Wenders besetzt sie 1975 in der Rolle der Frau Meister in "Falsche Bewegung", Drehbuch Peter Handke nach Goethes Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre".

Das kleine Fernsehsehspiel "Tod des Vaters", ein Zweipersonenstück, in dem sie die Rolle der Mutter verkörpert, bietet ihr Gelegenheit, ihre unveränderte Ausdrucksstärke zur Geltung zu bringen.

Mit "Die Jagdgesellschaft" von Thomas Bernhard am berliner Schillertheater beginnt 1974 - Hoppe spielt die Ehefrau eines ehemaligen Wehrmachtsgenerals (Bernhard Minetti) - eine Freundschaft zwischen dem österreichischen Autor und der Schauspielerin. "Am Ziel", der Monolog einer Gusswerksbesitzerin, ist ihr auf den Leib geschrieben. Damit ist Hoppe nicht am Ziel, sondern am Beginn der letzten Etappe einer großen Bühnenlaufbahn.

Unter Robert Wilson spielt sie 1990 an den Städtischen Bühnen Frankfurt die Titelrolle in "König Lear". "Scharf in der Stimme, hochfahrend in den Gebärden: eine taffe alte Lady. Ihre Weisheit ist boshaft. (...) Jeder Zoll antisentimental. Eine edle kalte Maschine" (G. Stadelmaier, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.5.1990).

Hochbetagt ist sie 1993-96 am Berliner Ensemble in den Heiner Müller-Stücken "Quartett" und "Der Auftrag" zu sehen. Mit dem Dokumentarfilm "Die Königin" zeichnet Werner Schroeter ein authentisches Porträt der großen alten Dame des deutschen Theaters und Films.

1965 wird sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin/West, deren Abteilung Darstellende Kunst ihr nach Roma Bahn 1976 als zweiter Trägerin auf Lebenszeit den Hermine-Körner-Ring verleiht.

Marianne Hoppe stirbt am 23. Oktober 2002 in einem Seniorenheim bei Siegsdorf in Oberbayern.

CineGraph - Lexikon zum deutschsprachigen Film © 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München.

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