Sandor Marai
- Sandor Marai
1900 - 1989
GeschlechtMännlich
BerufSchriftsteller
Sándor Márai wurde als Sohn eines Juristen geboren. In bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, Ordnung, Langsamkeit und an den ruhigen Lauf der Dinge entsprechend althergebrachter Traditionen gewöhnt, emigrierte er 1919 als Reaktion auf den Zerfall der Donaumonarchie in die Staaten Ungarn, Österreich, Tschechoslowakei, Rumänien, Polen, Italien und Jugoslawien nach Deutschland, studierte hier Journalistik am Institut für Zeitungskunde der Universität Leipzig, in Frankfurt am Main und Berlin, ohne jemals einen Abschluss zu erwerben.
Literarisch versuchte er sich in dieser Zeit nach dem ersten großen Umbruch seines Lebens zunächst in Artikeln für das Satireblatt Der Drache des sächsischen Herausgebers Hans Reimann. Später schrieb er im Feuilleton der Frankfurter Zeitung - der seiner Meinung nach einzig echten Weltzeitung Deutschlands.
Inzwischen verheiratet, floh Márai 1923 nach einem sehr freizügigen Leben in Berlin vor der Inflation nach Frankreich. Er arbeitete dort als Korrespondent der Frankfurter Zeitung in Paris, konnte finanziell jedoch nicht wieder Fuß fassen und geriet in Armut.
Nach seiner Zeit in Paris kehrte Márai 1928 orientierungslos und verwirrt nach Ungarn zurück, um dort an längeren Texten in seiner Muttersprache zu arbeiten und so sich selbst zu finden. Damit begann seine produktivste Schaffensphase: Etliche Werke entstanden, 22 davon wurden bis heute ins Deutsche übersetzt.
1934 hatte er seinen ersten großen Erfolg mit den Bekenntnissen eines Bürgers.
Am 18. März 1944 besetzten die deutschen Truppen Ungarn. Márai versteckte sich währenddessen mit seiner Frau Lola, die jüdischer Abstammung war. Da die Ehe kinderlos blieb, adoptierten die beiden zu jener Zeit in Budapest einen Kriegswaisen: János.
Nach der Vertreibung der in Ungarn stationierten deutschen Truppen übernahm die Rote Armee im Februar 1945 die Herrschaft. Nach Kriegsende konnten die Kommunisten unter Mátyás Rákosi, eine von zwei Moskau-orientierten, bolschewistischen Gruppierungen, die Macht an sich bringen.
Márais Wohnung wurde mitsamt seiner Bibliothek, die etwa 6000 Bücher umfasste, im Krieg zerstört. Dies war ein schwerer Schlag für den ohnehin depressiven Literaten. Seine finanziellen Sicherheiten und ein seidener Faden der Bindung zu seinem - nun kommunistischen - Heimatland gingen damit verloren. Es hielt ihn von nun an nichts mehr in Ungarn, und er emigrierte nach Italien.
Doch schon nach einem kurzen Aufenthalt dort im Winter 1946/47 entschloss sich Márai, nach Ungarn zurückzukehren, um im Umfeld seiner Sprache leben und schreiben zu können, was für ihn zur literarisch notwendigen Bedingung geworden war. Er betrachtet jegliche Fremdsprache als "Krücke", weshalb er nurmehr in seiner Muttersprache, also Ungarisch, publizieren wollte.
Im September 1948 verließ Márai Ungarn jedoch endgültig. Seine Werke waren im kommunistischen Ungarn nicht verboten, doch wurden seine Texte von der Kritik vernichtend beurteilt. Jeglicher Erfolg blieb für ihn unerreichbar. In den zwei Jahren bis 1950 in der Schweiz und den darauf folgenden zwei Jahren in Neapel lebte Márai wieder in ärmlichen Verhältnissen.
Dieser Umstand verbesserte sich etwas, als er Europa zum ersten Mal den Rücken kehrte und nach New York auswanderte. Dort erwarb er, nach einem kurzen Aufenthalt in München, 1957 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.
Literarisch führte er nun ein bescheidenes Leben. Er schrieb weiterhin auf Ungarisch, was seinem Bekanntheitsgrad in Amerika sicherlich nicht zugute kam. Verlegt wurde er von dem kleinen Emigrantenverlag Vörösváry-Weller-Publishing in Toronto (Kanada), dessen Besitzer selbst Ungar war. Márai lebte dort bis 1972. In diesem Jahr erschien Land, Land! im oben genannten Verlag.
Bevor Sándor Márai endgültig von Europa Abschied nahm, lebte er noch einige Jahre in Salerno (Italien). Danach ging er direkt nach San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien. Am 4. Januar 1986 erlag seine mittlerweile erblindete Frau Lola einem Krebsleiden. Etwas mehr als ein Jahr später folgte ihr Márais Adoptivsohn János in den Tod. In unendlicher Trauer über den Verlust seiner Frau, seines Sohnes und nicht zuletzt seiner Heimat belegte Márai einen Schießkurs bei der örtlichen Polizei, erhielt einen Waffenschein und kaufte sich anschließend einen Revolver mit Munition.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sandor_Marai