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Objekte von: Carl Enders

Künstler*inneninfo
Carl EndersDE, 1877 - 1963

Carl Enders wurde am 20. Juli 1877 in Saarburg in Lothringen als Sohn des Registrators und späteren Kaufmanns Carl Enders und dessen Ehefrau Luise, geb. Müller, geboren. In Thann im Elsaß besuchte Enders die Vorschule, wechselte dann auf die Bürgerschule in Dürkheim (Pfalz) und später nach Niederlahnstein über. Er ging anschließend auf das Königliche Gymnasium in Kreuznach, wo er sich besonders von Direktor Lutsch und Professor Martin zu seinen späteren Studien angeregt fühlte.

Zu Ostern 1898 immatrikulierte er sich an der Bonner Universität. Zunächst studierte er Sanskrit und ältere Germanistik, später vor allem Geschichte und Literaturwissenschaft. Als seine bedeutendsten Lehrer nannte er Friedrich von Bezold, Benno Erdmann, Johann Franck, Hermann Jacobi, Wilhelm Wilmanns und vor allem Berthold Litzmann.

Im Verlauf des Studiums erhielt er den ersten Preis im Rahmen eines von der Philosophischen Fakultät der Bonner Universität ausgeschriebenen Preisausschreibens für eine Arbeit über die "Syntax des Pancatantra", den sogenannten "Hohenzollernpreis".

Neben seinen Studien engagierte sich Enders im "Klassisch-Philologischen Verein", in diese Zeit fiel auch die Bekanntschaft mit Ernst Muellenbach, dem Vorsitzenden des "Klassisch-Philologischen Vereins". Die schon vor Abschluss des Studiums geknüpften Kontakte zu im Bonner Raum wirkenden Dichter wie Else Nonne und Otto Sigfried Reuter weisen auf die für Carl Enders bedeutsame Beziehung zu seinem Lehrer Berthold Litzmann hin, der ihm diese Bekanntschaften ermöglicht hatte.

Am 8. Juni 1904 erlangte er mit der Arbeit "Chronologisch-biographische Studien zu den Gedichten Johann Christian Günthers in den Schul- und Universitätsjahren (1710-1719)" die Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Bonner Universität. 1905 stellte Enders der Öffentlichkeit eine weitere Schrift vor: "Die Katastrophe in Goethes Faust". In das gleiche Jahr fiel auch der Tod von Enders Vater Carl. Das Jahr 1906 nutzte Enders im Wesentlichen, um sich für die "Literarhistorische Gesellschaft Bonn" einzusetzen und die sich ihm bietenden Beziehungen seinen Freunden und Kollegen nutzbar zu machen.

Bei der Gründung der "Literarhistorischen Gesellschaft Bonn", deren Gründungssitzung am 5. Mai 1906 stattfand, bestand Enders Mitarbeit im Wesentlichen in der Bewältigung organisatorischer Aufgaben. 1907 plante die Gesellschaft die Herausgabe eines Sonderheftes der "Mitteilungen der Literarhistorischen Gesellschaft Bonn", an dessen Entstehung Enders maßgeblich beteiligt war.

Am 7. Mai 1908 habilitierte er sich in der Philosophischen Fakultät über frühromantische Kunsttheorie und mit der Antrittsvorlesung über "Deutsche Gelegenheitsdichtung bis Goethe". Im Wintersemester 1908/1909 begann er seine Lehrtätigkeit als Privatdozent an der Bonner Universität. Am 2. April 1910 heiratete er die Tochter des Internisten Albert Fraenkel, Charlotte Fraenkel. Bei Besuchen im Hause Fraenkel lernte er u. a. Melchior Lechter, Franz Evers oder Friedrich von Oppeln-Bronikowski kennen.

1913 veröffentlichte er eine bis dahin unbekannte Gedichtsammlung von Gottfried Kinkel. Im gleichen Jahr stellte Enders seine Forschungen über Friedrich Schlegel vor, diese erschienen in einem Buch unter dem Titel "Friedrich Schlegel. Die Quellen seines Wesens und Werdens".

Am 17. Juni 1914 wurde er von der Bonner Universität zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Enders in den Mitarbeiterkreis der "Jahresberichte für Neuere Deutsche Literaturgeschichte" aufgenommen. Am 21. April des gleichen Jahres meldetet sich Enders freiwillig zum Militärdienst, den er bis zum 2. Dezember 1918 ableistete. Als Unteroffizier wurde ihm am 3. Mai 1918 das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen.

Am 29. April 1920 erhielt er einen Sonderlehrauftrag für rheinische Literatur in Bonn; den er bis zum 11. Juli 1937 erfüllte; dann untersagte ihm die nationalsozialistische Regierung das weitere Abhalten von Vorlesungen. Enders Freundschaft zu Willrath Dreesen, einem Mitarbeiter bei Reclam in Leipzig, verschaffte ihm die Möglichkeit, eine Keller-Gesamtausgabe herauszugeben, die 1921 mit einer von Enders zusammengestellten Biographie des Dichters erschien.

Enders wurde am 31. August 1921 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1922 gab Enders die "Rheinische Sammlung" heraus. Im gleichen Jahr kam es zur Gründung der "Gesellschaft für Rheinische Literatur", deren Leitung Enders übernahm. 1923 machte Enders, der durch die Inflation sein Vermögen fast restlos verloren hatte, nachträglich das Assessorenexamen und übernahm eine Studienratsstelle am Siegburger Gymnasium. Aus Anlass des 60. Geburtstages von Adele Gernhard veranstaltete Enders 1928 eine Festschrift.

1931 starb Enders Frau Charlotte im Alter von 48 Jahren. Später hatte Enders darunter zu leiden, mit einer Jüdin verheiratet gewesen zu sein. Da aus der Ehe Kinder - zwei Söhne und eine Tochter - hervorgegangen waren, wurde Enders 1937 nicht nur der Lehrauftrag für rheinische Literatur an der Bonner Universität, sondern auch seine Dienststelle am Siegburger Gymnasium gekündigt. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs erteilte Enders jungen Ausländern Privatunterricht in Deutsch und Literaturgeschichte und bot ihnen gleichzeitig in seinem Haus Wohn- und Kontaktmöglichkeiten.

1940 wurden seine beiden Söhne zum Heeresdienst eingezogen. Noch im gleichen Jahr starb der jüngere, Wilbrand, während der Ausbildung im Reservelazarett Graudenz. Ein Jahr vor Kriegsende hatte Enders mit seiner Tochter Gertrud bei seinem langjährigen Freund und damaligen Bürgermeister Willrath Dreesen in Bad Lausick bei Leipzig Zuflucht suchen müssen. Erst nach dem Krieg, am 31. Juni 1945, kehrte Enders von Bad Lausick nach Bonn zurück, wo er als Honorarprofessor für Neuere Deutsche Literatur wieder an die dortige Universität berufen wurde. Seine Lehrtätigkeit an der Bonner Universität endete 1955.

Die Neubearbeitung von Walter Lindens "Deutsche Dichtung am Rhein" setzte Enders 1957 in die Tat um. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in seinem Rhöndorfer Heim mit seiner Tochter Gertrud, die 1961 ihren Mann verloren hatte.

Am 6. August 1963 starb Carl Enders auf Juist.

Bibliographie:

Zeitfolge der Gedichte und Briefe Johann Christian Günthers. Zur Biographie des Dichters, Dortmund, 1904

Chronologisch-biographische Studien zu den Gedichten Johann Christian Günthers in den Schul- und Universitätsjahren (1710-19), Dortmund, 1904

Die Katastrophe in Goethes Faust, Dortmund, 1905

Gottfried Kinkel im Kreise seiner Kölner Jugendfreunde, nach einer beigegebenen unbekannten Gedichtsammlung, Bonn, 1913

Friedrich Schlegel. Die Quellen seines Wesens und Werdens, Leipzig, 1913

Friedrich Schlegels Fragmente (Hrsg.), Leipzig, 1915

Festschrift für Berthold Litzmann zum 60. Geburtstag am 18.4.1917 (Hrsg. von Carl Enders im Auftrage der Literarhistorischen Gesellschaft Bonn), Bonn, 1920

Gottfried Keller, Leipzig, 1921

Stimmen der Zeit. Adele Gernhard zum 60. Geburtstag am 8.6.1928 (Hrsg.), Berlin, 1928

Gottfried Keller. Der Landvogt von Greifensee (Hrsg.), Leipzig, 1942

Drei Erzählungen von Gottfried Keller (Hrsg.), Leipzig, 1944

Faust-Studien. Müttermythos und Homunkulus-Allegorie in Goethes Faust, Bonn, 1948

Schiller und die Gegenwart, Wuppertal, 1948

Wachstum und Wandel. Lebenserinnerungen von Oskar Walzel (Hrsg.), Berlin, 1956

Dichtung und Geistesgeschichte um den Rhein, von den Anfängen bis zur Gegenwart (Mit Benutzung von Teilen der "Deutschen Dichtung am Rhein) von Walter Linden), Ratingen, 1957

aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlass von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987

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Unbekannt
1952
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