Private Jüdische Volksschule
- Private Jüdische Volksschule
- Privaten Jüdischen Volksschule
1. April 1935: Schulgründung, erster Schulleiter Kurt Herz
28. April 1935: Eröffnungsfeier
1936: Einführung eines 9. Schuljahrs
1937: Einführung eines 10. Schuljahrs
9. + 10. November 1938: Zerstörung der Synagoge und dem nebenstehenden Schulgebäude während der Pogromnacht durch Brandstiftung
November 1938: Verlegung des Schulunterricht in die Grafenberger Allee 78
1939: Übernahme durch die Reichsvertretung der Juden in Deutschland (RV)
1941: Beschluss der RV zur Einstellung des regulären Schulbetriebs zum Oktober 1941 und Überweisung der Schüler an die Jüdische Volksschule Duisburg, dies scheitert durch verwerte Reiseerlaubnisse für die Schüler durch die Gestapostelle in Duisburg.
20. Juni 1942: Erlass zur Schließung der jüdischen Schulen
(Quelle: Miller-Kiep, Gisela: Zwischen Kaiserbild und Palästinakarte. Die jüdische Volksschule im Regierungsbezirk Düsseldorf 1815-1945. Archive, Dokumente und Geschichte, Köln u.a. 2010)
Eine kleine jüdische Privatschule hatte es in Düsseldorf bereits zwischen 1824 und 1877 in der Marienstraße gegeben, und auch in der alten Synagoge an der Kasernenstraße wurden die jüdischen Kinder in Religion, hebräischer Sprache und jüdischer Geschichte unterrichtet. Die meisten Kinder aus der stetig wachsenden Düsseldorfer Gemeinde besuchten jedoch christliche und staatliche Schulen, Rabbiner und Vorbeter waren sonntags für die religiöse Bildung zuständig.
Das Jahr 1933, in dem Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, veränderte in Düsseldorf auch die kommunale und staatliche Schul- und Bildungspolitik: Zunächst wurden "nichtarische" Lehrerinnen und Lehrer verdrängt und entlassen, danach zunehmend auch jüdische Kinder durch die Schulbehörden ausgegrenzt oder vom Unterricht ausgeschlossen. Die jüdische Gemeinde Düsseldorf hatte in dieser Zeit etwas über 5.000 Mitglieder, von denen bis Kriegsbeginn rund die Hälfte aus der Stadt und aus Deutschland emigrieren konnte.
Am 1. April 1935 wurde im direkt neben der großen Synagoge gelegenen Rabbinerhaus an der Kasernenstraße 67b eine "Private Jüdische Volksschule" eröffnet. Unterrichtet wurden hier Hebräisch und jüdische Geschichte, Englisch oder Französisch als Wahlfächer, Deutsch und Rechnen, Naturlehre, Sport, Zeichnen und Musik. Auf eine mögliche Ausreise bereiteten die Fächer Palästinakunde, Geografie und Neuhebräisch vor.
Ab dem neunten und zehnten Schuljahr standen die berufsvorbereitenden Fächer im Mittelpunkt der Lehrpläne: Werkunterricht und Kochen, Gartenbau, kaufmännisches Rechnen, Kurzschrift und Maschinenbau. In der Zeit der Ausgrenzung und Verfolgung sollten die Schülerinnen und Schüler durch regelmäßige Schulfeste, gemeinsame Ausflüge und ein starkes Gemeinschaftsgefühl auch eine positive Haltung zum Judentum und seiner Kultur entwickeln. Die Schule, eine "Erziehungsgemeinschaft", wurde so für die noch in der Stadt verbliebenen Kinder zu einem "Zuhause" in einer feindlichen Umwelt.
In einer stillgelegten Fabrik in der Königsberger Straße, die dem jüdischen Unternehmer und Ingenieur Neumann gehörte, fand der Sportunterricht statt. Das Gelände und eine der beiden großen Hallen wurden während der Schulferien für die Naherholung der Kinder genutzt.
In der Nacht zum 10. November 1938 wurden die Synagoge und auch das daneben liegende Rabbinerhaus mit der Volksschule verwüstet, entweiht und in Brand gesteckt. Der Zerstörung in der "Pogromnacht" waren die Schulräume, das Mobiliar, die Schulbücher und Unterlagen zum Opfer gefallen. In den meisten jüdischen Familien hatten die Kinder in diesen Tagen und Nächten Erfahrungen mit Überfällen, Gewalt und Verhaftungen machen müssen. Der Schulbetrieb wurde nach dem Pogrom im Gemeindehaus an der Grafenberger Allee 78 provisorisch fortgeführt.
Bis 1939 übte die Schulbehörde der Stadt Düsseldorf die Aufsicht über die jüdische Volksschule aus und finanzierte noch die Gehälter des Lehrerkollegiums. Dann wurde die Anstalt von der "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" übernommen. Im Oktober 1941 setzten die Deportationen deutscher Juden in Ghettos und Lager in den besetzten Gebieten in Polen und dem Baltikum ein: Mit der Verschleppung von 1.003 Menschen aus dem ganzen Niederrheingebiet über den Güterbahnhof in Derendorf in das Ghetto von Litzmannstadt (Lodz) begann dieses Kapitel auch in Düsseldorf. Viele jüdische Kinder, auch Schüler der Volksschule, wurden mitsamt ihren Eltern verschleppt und ermordet. Die Schule, die noch im Winter 1941 nach Duisburg verlegt werden sollte (aber nicht verlegt wurde), geriet in einen raschen Auflösungsprozess, der am 30. Juni 1942 mit der endgültigen Schließung endete.
(Quelle: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf)
SitzDüsseldorf
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