ObjektnummerHHI.NLB.16610
XSCREEN-Affäre (Fotografien)
Beteiligte Person
Rolf Dieter Brinkmann
(DE, 1940 - 1975)
Fotograf*in
Jens Hagen
(DE, geboren 1944)
Fotograf*in
Benno Josef Wiersch
(DE, geboren 1951)
Datierung1968
BeschreibungFotos, die Rolf Dieter Brinkmann im Rahmen der Auseinandersetzung um die Schließung der Veranstaltung "Underground Explosion", organisiert von der Kölner Untergrundfilmgruppe XSCREEN, zeigen. Die Polizei hatte diese Veranstaltung gesprengt und Filme von Otto Mühl beschlagnahmt. XSCREEN, der SDS und der Republikanische Club agitierte die kulturinteressierte und studentische Bevölkerung tagelang. Der Dichter Rolf Dieter Brinkmann beteiligte sich ungewöhnlich stark an diesen Protesten. 1. Rolf Dieter Brinkmann mit Megaphon während der Waidmarkt-Besetzung. Foto: Jens Hagen, 1968
2. Rolf Dieter Brinkmann bei der Opernbesetzung. Foto: Benno Josef Wiersch 1968
Neben anderen Aktionen wurde eine Diskussionsveranstaltung beim Kölner Kunstmarkt organisiert, bei der sich die Galeristen mit der Gruppe XCSRREN solidarisierten. Nach der Diskussion zogen die Protestierenden in einem spontanen Zug zur Kölner Oper, wo sie die dortige "Troubador"-Aufführung unterbrachen. Das Publikum rebellierte, Rolf Dieter Brinkmann, heißt es, habe zurückgebrüllt: "Ihr erbärmlichen Arschlöcher!" Nachdem der Intendant die Demonstranten eine Erklärung über den Grund der Besetzung hatte verlesen lassen, räumten die Protestierenden das Feld.
3. Rolf Dieter Brinkmann bei Polizeipräsident Hochstein. Foto: Benno Josef Wiersch 1968
Einige der Filme von Otto Mühl blieben weiterhin beschlagnahmt, daher belagerten Demonstranten am Samstag, dem 19.10.68, das Polizeipräsidium am Waidmarkt. Am frühen Abend wurden der XSCREEN-Aktivist Rolf Wiest und Rolf Dieter Brinkmann als "Parlamentäre" zum Polizeipräsidenten Hochstein vorgelassen - der "Kölner Stadt-Anzeiger" skizzierte dieses kurze Gespräch so:
"Brinkmann: `Wir möchten Sie bitten, sich den Leuten unten zu stellen. Dort könnte man in einer vernünftigen Diskussion einiges klären."
Als Hochstein wissen will, wer der Veranstalter des Marsches ist, antwortet einer der Delegation: `der Verein progressiver Kunsthändler´ und Brinkmann fügt hinzu: `Es geht darum, daß sie sich entscheiden. Wir sind mit einer Bitte gekommen: Stellen Sie sich.´
Hochstein: `Ich soll mich einer Menge stellen, deren Anliegen mir nicht einmal klar ist?´
Brinkmann: `Danke schön.´ Der Autor und Rolf Wiest erheben sich von ihren Stühlen. Für sie ist das Gespräch zu Ende. Noch während sie gehen, stellt der Polizeichef fest: `Man hat mir nicht einmal die Möglichkeit gegeben, mich zu informieren. Ich mußte doch erst mal Boden unter die Füße bekommen.´
Und Dr. Hackenberg: `Ich kann den Brinkmann nicht begreifen.´ Minuten danach verkündet ein Delegationsmitglied der Menge: `Herr Hochstein ist nicht bereit, mit der Masse zu diskutieren.´
Gejohle. Pfiffe. Protestrufe."
Björn Held, "Debatte statt Prügel", in: "Kölner Stadt-Anzeiger", 21.10.1968
KlassifikationArchivalie - Sonstige Sammlung
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Abteilung
HH Nachlassbibliothek