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Schriftstellernachlässe
Korrespondenz von Oskar Walzel an Carl Enders
Schriftstellernachlässe
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ObjektnummerHHI.2010.1000.359

Korrespondenz von Oskar Walzel an Carl Enders

Absender*in (AT, 1864 - 1944)
Empfänger*in (DE, 1877 - 1963)
Datierung1916-1926
BeschreibungBeilage: 1 Dr., 1 S. - In eigener Sache ; 1 masch. Dg., Berlin, 12.9.1922 - Carl Enders an Oskar Walzel ; 1 e. B. m. U., Alexandersbad, 27.8.1921 - Hedwig Walzel an Charlotte Fraenkel

Dresden, den 12.7.1921: W. ist mit Arbeit völlig überlastet und kann daher erst jetzt antworten. Er wäre froh, wenn er tatsächlich einen Ruf nach Bonn erhielte und ist auf die Unterhandlungen in Berlin an einem der nächsten Tage sehr gespannt. Andererseits sei er sich über die augenblickliche Lebenssituation im besetzten Gebiet nicht im Klaren und bittet Enders um nähere Auskunft. Außerdem hätte er gern alle erdenklichen Informationen über die Bonner Universität. W. werde bei seinem Fortgehen aus Dresden Enders seinen Kollegen wärmstens empfehlen.

Dresden, den 20.7.1921: Noch immer ist über Ws Berufung nicht entschieden. Das Ministerium wünsche, dass W. vorher in Bonn vorspreche. Er bittet Enders, sich für ihn zum 1. Oktober 1921 nach einer Wohnung umzusehen.

Dresden, den 24.7.1921: W. nimmt Enders Einladung gern an, während seines vorübergehenden Aufenthalts in Bonn sein Gast zu sein. Seine Versetzung sei immer noch nicht geklärt. "Das Sächsische Ministerium sucht mich mit allen Mitteln zu halten. Die Besprechung mit Ministerialdirektor Böhme & mit dem Dezernenten Hayn machte mir das Herz recht schwer. Auf meinen Bericht (...) bin ich leider noch ohne Antwort." Bei der Wohnungsfrage habe W. wegen seiner "Unmenge Bücher" die größte Sorge. "Etwa 25-30 Meter Wand brauch ich für die jetzt vorhandenen Schränke. Dabei liegen ganze Stöße auf dem Erdboden." Über die Bonner Seminarbibliothek hörte er, "dass (...) der Bestand neuerer Literaturgeschichte nicht sehr reich sei."

Alexandersbad, den 28.7.1921: W. hat inzwischen erfahren, dass sein "Bericht über die Anträge der sächs. Regierung an Ministerialrat Richter" abgegangen sei. Er sei nach wie vor fest entschlossen, sich für seine Versetzung nach Bonn einzusetzen, wo er in den nächsten Tagen eintreffen werde.

Alexandersbad, den 5.8.1921: W. dankt Enders nachträglich "für alle Güte". Nach wie vor nehme gegenwärtig die Wohnungsfrage seine Aufmerksamkeit verstärkt in Anspruch. Es wäre W. "sehr wertvoll, den Plan einer der Franzosenwohnungen zu erhalten." Außerdem bittet er Enders, "Clemen zu fragen, ob er sich zum Verkauf entschließen kann und wie viel er verlangt. Natürlich käme auch bei Tilmann dieselbe Frage in Betracht oder auch bei dem Forstrat, der neben Clemen wohnt."

Alexandersbad, den 12.8.1921: W. teilt Enders mit, dass das Entlassungsgesuch inzwischen nach Dresden geschickt worden sei. Die Wohnungsfrage werde für W. immer bedrückender.

Alexandersbad, den 15.8.1921: W. kann mit einem Empfehlungsschreiben von Litzmann nichts anfangen, da er überhaupt nicht mit ihm bekannt sei. Er bittet Enders um eine genaue Beschreibung der "Franzosenwohnungen". Von Meissner habe er einen Brief erhalten, in dem er auf Wolffs Wohnung aufmerksam gemacht worden sei. W. sei mit Wolff bereits in Verbindung getreten.

Alexandersbad, den 23.8.1921: W. hat Litzmanns Empfehlungsschreiben erhalten, findet es jedoch unklug, den Brief den Kollegen vorzulegen. Er brauche noch genauere Angaben zu seiner Person und seiner beruflichen Laufbahn. Das Wohnungsproblem sei noch immer nicht gelöst. "Wie es scheint, arbeiten die Mühlen in Bonn etwas langsam. Umso nötiger scheint mir, einmal etwas kräftiger aufzutreten."

Alexandersbad, den 25.8.1921: W. wird Enders Rat befolgen, an Didier und Meyer schreiben und sie dem Dresdner Wohnungsamt empfehlen. Er werde demnächst für ein paar Tage nach Bonn kommen.

Alexandersbad, den 27.8.1921: Wegen des bevorstehenden Wohnungswechsels der Walzels von Dresden nach Bonn hat W. einige Fragen an Frau Enders, die zukünftige Wohnung in Bonn betreffend. "Ich wünschte, ich könnte mich später bei Ihnen durch Auskunft über Dresden revanchieren, sosehr ich auch Ihr Fortgehen bedauern werde."

Dresden, den 4.9.1921: W. dankt Enders für dessen Bemühungen und bittet um eine schriftliche Zusicherung der Wohnung in der Scharnhorststraße 8, I seitens der Reichsvermögensstelle. Er werde sich weiterhin für Enders Berufung nach Dresden einsetzen. Enders Schriften wurden bisher nur von Ruhfus und Röhrscheid & Haessel, nicht aber von Reclam zugestellt. Da jetzt auch Brotanek Dresden verließe, werde ein Nachfolger für W. immer dringender. Vorläufig werde Witkowski von Leipzig zweimal in der Woche nach Dresden kommen.

Dresden, den 9.9.1921: W. hat in der Wohnungsangelegenheit immer noch Schwierigkeiten. Er habe von der Reichsvermögensstelle ein Schreiben erhalten, nachdem er sich verpflichten solle, "jeden von ihr künftig bestimmten Mietzins zu zahlen, ferner auszuziehen, wenn die Besatzung es fordert." Auf Ws Wohnung in Dresden erhebe das Bonner Wohnungsamt Anspruch. Sie werde etwa 5000 Mark kosten. W. dankt für Enders Korrektur. "Der Hinweis auf die Reimlexika ist mir wertvoll. Der Vorschlag Clemen scheint mir wenig aussichtsvoll." Am 19. September werde W. nach Bonn kommen.

Kiel, den 14.9.1921: W. bittet Enders, ihm die Schlüssel seiner Bonner Wohnung zu beschaffen, damit er in Bonn keine Zeit verliere. Außerdem sei er an einem Treffen mit Norrenberg interessiert.

Dresden, den 29.9.1921: W. nennt Enders als voraussichtlichen Ankunftstermin in Bonn den nächsten Dienstag. Da seine Schwiegermutter wegen der Aufregung der letzten Wochen ernstlich erkrankt sei, könne sich die Abreise allerdings noch verzögern.

Dresden, den 2.10.1921: Der Zustand von Ws Schwiegermutter hat sich laut Aussage der Ärzte soweit gebessert, dass Walzels abreisen können. Sie träfen mittags am 4. November in Bonn ein.

Kassel, den 20.8.1922: W. muss nachträglich darum bitten, "den Kölner Vortrag auf den 25. September zu verlegen", da er am 26. in Krefeld und zwei Tage später in Harburg sprechen müsse. Der "Weg von Köln nach Harburg ist zu lang, um den alten Termin festzuhalten." W. fragt, ob er nach wie vor auf die Hilfe von Enders Bruder rechnen dürfe.

o. O., den 20.1.1924: W. gratuliert nachträglich zu Enders Ernennung. Er bedauert, Schulers Dissertation auf gar keinen Fall anerkennen zu können. "Die sogenannte psychologische Untersuchung Schulers leidet an den Mängeln, die ich grundsätzlich bekämpfe. Was Schuler zur Grundlage des Nachweises von Waiblingers künstlerischer Unfähigkeit macht, wage ich an anerkannt großen Dichtern aufzuzeigen. Und ganz unerträglich ist mir die Art Schulers, sich auf mich zu berufen, während er meine Sachen doch weder ordentlich gelesen noch irgendwie verstanden hat." Die Dissertation über Hebel habe bei W. ebenfalls Zweifel aufkommen lassen; das gleiche gelte für die Arbeit von Chrysant.

Bonn, den 20.5.1926: W. plant im kommenden Wintersemester eine Vorlesung über Goethe, ein Kolloquium zum 19. Jahrhundert und ein Seminar zum Thema Erzählung. Er sei der Ansicht, dass sich das mit Enders Vorhaben gut vereinbaren lasse. Er halte es nach einem Gespräch mit Konen durchaus für möglich, dass Enders mit der Aufgabe der Akademischen Berufsberatung für Germanisten betraut werde.

aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlaß von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang8 eigenhändige Postkarten mit Unterschrift ; 7 maschinenschriftliche Briefe mit eigenhändiger Unterschrift ; 4 eigenhändige Briefe mit Unterschrift ; 1 maschinenschriftliche Postkarte mit eigenhändiger Unterschrift
AbsendeortDresden (u.a.)
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