ObjektnummerP 2005-1077
Yoroi-Fähre (Yoroi no watashi) in Koami-cho, Blatt aus den "Berühmten Ansichten von Edo (Kôto shôkei)"
ObjektbezeichnungFarbholzschnitt
Künstler*in
Utagawa Hiroshige
(1797 - 1858)
Verleger*in
Kawa-sho
?
DatierungWohl zwischen 1857–58
Material/TechnikTinte und Farben auf Papier
MaßeH 25, B 37,4 cm
BeschreibungDas Blatt stammt von Utagawa Hiroshige (1797 bis 1858), bekannt auch nach seinem Geburtsnamen Ando, wobei Hiroshige ein von seinem Meister verliehener Künstlername war und Utagawa den Namen der von ihm vertretenen Holzschnitt-Schule darstellt, zu deren anderen berühmten Vertretern Utagawa Kuniyoshi (1798 bis 1861) und Utagawa Kunisada (1786 bis 1865), auch bekannt unter dem Namen Toyokuni III., gehörten.Verleger: Kawa-sho ?
Das Blatt zeigt zwei Fährboote mit Passagieren vor Lagerhäusern sowie Waren transportierende kleinere Boote. Von rechter Hand lugt ein größeres Schiff in das Bildfeld und im Hintergrund ist ein Leucht- oder Wachtturm zu sehen. Für einen japanischen Farbholzschnitt typisch, wurde auf Schattenbildungen innerhalb der Binnenzeichnung weitgehend verzichtet. Auffallend sind die zurückgenommene Farbgebung und die dazu im schönen Gegensatz stehende intensive Blaufärbung eines Teils des Bildfeldes. Gerade dessen Farbverläufe sind ganz typisch für Arbeiten Utagawa Hiroshiges. Nur allein sie bilden durch einen unterschiedlichen Verlauf eine gewisse Schattenbildung und erreichen dadurch den Eindruck einer Perspektive, auf die der japanische Holzschnitt nach europäischer Auffassung sonst eher verzichtet.
In seinen beiden letzten Lebensjahren schuf Utagawa Hiroshige die "Berühmten einhundert Ansichten von Edo". Das hier vorliegende Blatt zeigt die Yoroi-Fähre in Koami-cho. Es existiert sowohl ein Hoch- wie ein Querformat dieses Bildthemas im Werk Hiroshiges, wobei sich beide Darstellungen szenisch wesentlich voneinander unterscheiden.
Kaum eine Äußerung der bildenden Kunst war neben der angewandten, der Gebrauchskunst so erfolgreich und zahlenmäßig in Japan so verbreitet wie der Farbholzschnitt. Dieser ist in Europa erst durch Weltausstellungen, 1862 in London und 1867 in Paris, bekannt geworden, hat dann aber ganze Künstlergenerationen des Westens stark beeinflusst.
Besonders die in ihm vorgenommene Staffelung von Bildgegenständen, seine bis dahin in Europa so nicht bekannten szenischen Anschnitte der Bildkomposition und deren so ungewöhnliche Darstellung von Bildfiguren und -gegenständen oder etwa die von Landschaften - und dies, wie gesagt, ohne Berücksichtigung europäischer Perspektivmittel - unterschieden sich wesentlich von einer abendländischen Kunstauffassung. Denn der japanische Farbholzschnitt ist weniger eine beabsichtigte Naturabbildung, sondern zeichnet sich durch eine bewusst angelegte bildnerische Stilisierung aus. Er stellt eine Überhöhung dar, die weniger das Abbild referiert, sondern sich mit dem Wesen des Dargestellten beschäftigt.
Dabei illustriert er sowohl Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie Bühnenberühmtheiten, zudem bildet er Lebedamen ab. Er zeigt ausgestellt erotische Szenen, schon genannte Landschaften, oft auch Handelswegstationen, etwa jene zwischen Edo und Kyoto. Und nicht zuletzt vermittelt er mythologische Szenen und zeigt geradezu bühnenhaft, inszenatorische Verarbeitungen japanischer Geschichte.
In der Mehrzahl wurden diese Farbholzschnitte seit der zweiten Hälfte des 18. bis zum Ende des 19. Jh. hergestellt. Deren aktuelle Nachfolger sind Mangas; komikhafte, in Heften verbreitete, sehr beliebte illustrierte Kurzgeschichten.
Von Sammlern und anderen Liebhabern ist der alte japanische Farbholzschnitt bis heute nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen, geradezu unterhaltsamen und fein stilisierten Bildmittel geschätzt. Auch wegen seiner äußerst attraktiven Farbgestaltung findet er viel Interesse.
So ist etwa einer der berühmtesten Farbholzschnittkünstler, Utagawa Hiroshige (1797 bis 1858) - wie schon gesagt - wegen seiner ausgestellt blauen Farbtöne und mit gleichen Bildmitteln gestalteten Farbverläufe besonders beliebt. Dessen Farbvorstellung gibt den Holzschnitten einen beinah abstrakten Charakter. Zudem vermittelt Hiroshiges Kunstauffassung viel mehr als nur fein eingerichtete szenische Abbilder.
Vor allem zeigt sie eine überhöhte Weltdarstellung, deren Steigerung der Bildmittel über eine schlichte Wiedergabe hinaus - trotz massenhafter Verbreitung - Druckgrafiken als substantielle Kunstwerke erleben lässt.
Holzschnittserien wurden in zeitlichem Abstand teilweise mehrmals aufgelegt und nicht selten von verschiedenen Druckern hergestellt und unterschiedlichen Verlegern veröffentlicht.
W. Alberg
KlassifikationGrafik - Druckgrafik
Entstehungsort
SchlagwortFarbholzschnitt
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
ca. 1830–1850
Mitte 19. Jahrhundert
13./14. Jahrhundert