ObjektnummerFM.Film.36021
SA-LAM-EUL CHAT-SEUB-NI-DA
Titel DeutschMissing Person
Sonstiger TitelSalameul Chatseubnida
Datierung2009
BeschreibungSTORYDer geistig zurückgebliebene Gyoo-nam (Kim Gyoo-nam) verdient sich etwas Geld damit, Plakate von vermissten Hunden aufzuhängen. Die Aufträge dafür bekommt er vom Immobilienmakler Won-yeong (Choi Myeong-soo). Der behandelt ihn wie einen Hund, schlägt ihn und beleidigt ihn. Seine Frau In-ae (Kim Gyoo-nam) dient ihm lediglich als Sexpartnerin. Eines Tages verschwinden im Stadtteil plötzlich Menschen spurlos. Won-yeong verdächtigt Gyoo-nam.
REVIEW
Regiedebütant Lee Seo nimmt sich mit "Missing Person" die streng hierarchische Machtstruktur Koreas vor. Das tut er auf intelligente, aber auch ziemlich plakative Weise, weil Won-yeong regelrecht als Monster gezeichnet wird. Er legt Gyoo-nam schon in der ersten Szene ein Hundehalsband um, beleidigt ihn und kickt ihn. Seine Frau prügelt und beschimpft er ebenso, ihre Tochter will er aus dem Haus haben. Es gibt durchaus solche Kerle, doch wenn man das System an sich angreifen möchte, wäre ein subtiler gezeichneter Charakter vielleicht der schlauere Schachzug.
Nichtsdestotrotz ist die Hierarchie treffsicher dargestellt. Das zeigt sich etwa dann, wenn der brutale Won-yeong selbst in die Rolle des Untergebenen kommt, etwa bei seinen Kunden oder den Vorgesetzten. Den Frust, den er sich dort auflädt, gibt er wiederum an jene weiter, die ihm untergeben sind. Und was macht die Person auf der untersten Stufe? Was tut Gyoo-nam, der sogar von den Kindern gehänselt wird und von jedermann in seinem Umfeld wie Dreck behandelt wird? Wenn keine Möglichkeit mehr besteht, die von oben herab ausgeübte Systemgewalt weiterzugeben, so der Film, mündet dies in körperliche Gewalt.
Ob das alles vereinfacht dargestellt ist, sei mal dahingestellt, aber als exemplarische Abhandlung funktioniert es ziemlich gut. Lee konnte denn auch ein paar Preise für seinen Erstling einheimsen. Lob verdient indes nicht alleine seine schnörkellose Inszenierung, sondern auch sein Darsteller-Ensemble. Angeführt wird es auf wortlose Weise von Kim Gyoo-nam, der alleine schon seines knochigen Aussehens wegen bestens besetzt ist. Choi Myeong-soo (Beautiful) wiederum muss lange Zeit eindimensional spielen, er kriegt erst gegen Schluss ein paar Facetten, mit denen er seine Figur ausstatten kann.
Die Ironie dessen ist, dass Won-yeong sich keinerlei Schwächen erlauben kann, sonst rutscht er in der von ihm so gehuldigten Hierarchie eine Stufe nach unten und wird angreifbar. Etwas mehr solcher Ideen hätten dem Ganzen sicherlich geholfen. "Missing Person" ist solide, ja besser gar als manches verkünstelte Werk, der aus Koreas gut geölter Independentfilm-Maschinerie kommt, doch wirklich packend und tiefgründig wirkt er nicht. Er spielt eine gesellschaftskritische Idee durch, ohne besondere Virtuosität, aber immerhin auch ohne echte Fehlgriffe.
(http://www.molodezhnaja.ch)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Institution
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
FM Filme
ca. 1850–1900
ca. 1955-2009