ObjektnummerFM.Film.20769
RUKA
Sonstiger TitelDie Hand
Datierung1965
BeschreibungKurzcharakteristik Puppentrickfilm Jiri Trnkas (CSSR, 1965), in dem ein kleines Männchen gezeigt wird, das auf einer Töpferscheibe Blumentöpfe herstellt und in einen Blumentopf eine kleine Pflanze pflegt, damit sie erblühe. Eine Riesenhand versucht ständig, das Männchen dazu zu bringen, statt eines Blumentopfs eine Hand aus dem Ton zu formen. Schließlich erfolglos, versucht das Männchen, sich dieser Aufgabe zu entziehen. Am Ende sitzt es in einem goldenen Käfig, gefesselt, und muss aus vorgeformtem Material eine Riesenhand - ein Riesendenkmal - schaffen. Aus dem Käfig gelingt ihm noch einmal die Flucht. Es gelangt in seine Puppenstube zurück. Angstvoll versucht es, sich dort vor der Hand zu verbarrikadieren. Dabei fällt ihm der Blumentopf mit der Pflanze auf den Kopf und erschlägt es. Feierlich bereitet die Hand danach sein Begräbnis vor. In technischer Hinsicht perfekt gemacht, fordert dieser Film zu immer neuen Deutungen und zu immer neuern An-sehen heraus. Inhalt Eine kleine idyllische Puppenstube, an die die Kamera immer näher heranfährt. Auf dem Bett liegt ein kleines Männchen (ein Clown? eine Harlekinsgestalt?). In der Mitte des Zimmers befindet sich eine Töpferscheibe mit einem Tonklumpen darauf. Auf dem Boden der Stube: viele Blumentöpfe. Auch aus dem Tonklumpen soll wohl ein Blumentopf werden. Auf der Fensterbank der Puppenstube: ein Blumentopf mit einer blütenlosen Pflanze. Vogelgezwitscher, heitere Musik: der schlafende Harlekin erwacht. Er macht seinen Frühsport, gießt "seine" Pflanze, freut sich an ihr. Dann beginnt er, an seiner Töpferscheibe zu arbeiten, einen weiteren Blumentopf zu formen. Da klopft es an der Tür. Der kleine Mann erschrickt, schüttelt den Kopf, geht zur Tür. Aber dort ist niemand. Plötzlich wird das Fenster aufgestoßen. Dabei fällt die Pflanze von der Fensterbank. Eine Riesenhand kommt ins Zimmer. Das Männchen begrüßt sie ehrerbietig. Die Hand befiehlt dem Männchen, aus dem Tonklumpen statteines Blumentopfseine Hand zu formen. Das Männchen weigert sich, treibt schließlich die Hand zum Fenster hinaus. Dann topft es seine Pflanze neu ein. Man hört wieder Schritte. Die Hand schiebt sich - gegen den Widerstand des Männchens - erneut in die Stube hinein, diesmal mit einem Karton voller Sachen. Wieder soll der Harlekin, so bedeutet ihm die Hand, aus dem Ton eine Hand formen. Doch der Harlekin treibt die Hand mit Gewalt aus der Puppenstube hinaus. Dann pflegt er wieder seine Pflanze. Dabei ertönt ein Klingelzeichen aus dem Karton. Das Männchen öffnet den Karton und untersucht die darin befindlichen Gegenstände. Zuerst kommt ein Telefon, das dem Harlekin die Botschaft übermittelt, er solle eine Hand formen. Das Telefon fliegt zum Fenster hinaus. Dann - nach kurzer Pflanzenpflege - holt er das nächste Geschenk aus dem Karton: ein Fernseher. Wichtig ist hier der Zusammenhang von erdachtem Traum und Fernsehtraum. Zuerst (bei der Pflanzenpflege) erblickt das Männchen im Traum die blühende Pflanze in verschiedenen Farben, als gelbe, blaue, rote Rose. Sobald der Fernseher im Zimmer steht, erscheint auf dem Bildschirm die Hand in ganz verschiedener Gestalt und Funktion: u. a. als Hand mit der Waage, als Hand mit der Fackel der Freiheit, als Hand eines Ritters (Eisenhandschuh), als Hand eines Boxers (Boxhandschuh), als Prothesenhand, als Hand mit einer Pistole, als Knochenhand im Röntgenbild, als Symbol des Friedens (zwei sich schüttelnde Hände), als wegweisende Hand, als spielende Hand im Schattenspiel. Doch der Harlekin lässt sich von keiner dieser Darstellungen faszinieren. Er packt den Geschenkkarton zusammen und schiebt ihn zur Tür hinaus, dabei die Hand selbst mit einem Zuschlaghammer bedrohend, ohne sie wirklich zu treffen. Wieder wendet sich der Harlekin seiner Pflanze zu, topft sie aufs Neue ein. Eine Zeitung wird durch den Türspalt ins Zimmer geschoben. Auf ihr erscheint eine Hand. Die Hand aus der Zeitung verwandelt sich zu einer schwarzen, drohenden Hand im Zimmer. Sie will das Männchen wiederum zwingen, aus seinem Ton eine Hand zu formen. Der Harlekin versucht dagegen, seine Blume vor dem Zugriff der Hand zu schützen. Die Finger der Hand im Zimmer verwandeln sich in eine Tänzerin mit Spitzenhöschen, die -plötzlich in rotes Licht getaucht-verführerische Gesten vollführt. Das Männchen gibt nun seinen Widerstand auf und lässt sich von der Hand fesseln. Der Gefesselte wird in einen goldenen Käfig geführt. Dort muss er aus einem Steinblock ein Riesen-Denk- mal nach einer bereits vorgeformten Hand schaffen. An- schließend wird er dafür mit Lorbeerkranz und Orden belohnt. Teilnahmslos lässt er diese Ehrung über sich ergehen. In seinem Käfig brennt eine Kerze. Er hält seine gefesselten Hände darüber, bis die Fesseln durchgebrannt sind. Dann wirft er das Denkmal um, wodurch ein Loch im Käfig entsteht, durch das er entweichen kann. Er springt in eine gleichsam "bodenlose" Freiheit, wird jedoch schon bald wieder von der Hand verfolgt. Bei seiner Flucht durchbricht er immer neue Wände (Grenzen), auf denen jeweils jene Bilder der Hand erscheinen, die zuvor auf dem Fern- sehschirm zu sehen waren. Seinen Lorbeerkranz, seine Orden wirft er von sich. Die Hand ergreift diese Dinge und lässt dabei von der Verfolgung ab. Völlig erschöpft erreicht der Harlekin wieder seine Puppenstube. Nun verbarrikadiert er sich dort mit letzter Kraft, nagelt Fenster und Tür zu. Dabei zerstört er selbst den Blumentopf seiner Pflanze. Er topft sie um und stellt sie - aus Angst vor der Hand - auf den Schrank. Die Schranktüre knarrt. Das Männchen glaubt, die Hand bedrohe ihn aufs Neue. Es beginnt, auch die Schranktüren zu vernageln. Dabei wackelt der Schrank bedrohlich; der Blumentopf fällt dem Männchen auf den Kopf und erschlägt es. Im Sterben erscheint ihm noch einmal seine Pflanze: erblüht zur schönsten Blume in den verschiedensten Farben. Von außen dringt die Hand wieder herein. Sie bemerkt den Tod des Harlekins und sargt den Toten in seinen Schrank ein, legt Orden und Lorbeerkranz auf den geschlossenen Sarg/Schrank, stellt eine brennende Kerze und die nun erblühte Pflanze zu seinen Füßen auf. Dazu ertönt feierliche Trauermusik. Die Kamera entfernt sich langsam von diesem Bild, bis es zu winziger Kleinheit "gerinnt". Peter Göpfert (Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)Klassifikation(en)
Produktionsland
FilmgenrePuppentrick
Institution
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
FM Filme
18. Jahrhundert
14./15. Jahrhundert
ca. 15. Jahrhundert
um 1400