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Bild nicht vorhanden für Raimund Rennebaum (Musik), POLSTER-WILLI, 1984
ObjektnummerFM.Film.19215

POLSTER-WILLI

Datierung1984
BeschreibungWie wir leben, das kann man auch an denen erfahren, die sich der Allgemeinheit entziehen. die Ausforschung eines Lebens am Rande der Gesellschaft kann so zu einer spannenden Entdeckungsreise über uns selbst werden. Wo finden sich die Punkte, die entscheidend sind, daß einer aussteigt, nicht mehr mitmacht bei dem schützenden Versuch, sich ständig anzupassen. Wie kann man die Verletzungen freilegen, die auf die gewöhnliche Vereinsammung in der Gesellschaft verweisen? Das Portrait eines "Außenseiters" als auf den Kopf gestellte Beschreibung der Gewöhnlichkeit. Luxus ist ihm tabu, der Abfall ist sein Lebensinhalt: Polster-Willi entzieht sich allen Vorschriften, er schlägt sich durch zu sich selbst durch all den Unrat einer Wohlstandsgesellschaft. Der Filmhochschüler Mathias Allary hat diesen Polster-Willi in Düsseldorf aufgespürt, hat ihn in seinem Alltag portraitiert. - Eine langsame, bedächtige, sehr sensible Annäherung an einen Außergewöhnlichen, der für viele steht, die sich in die Unbehausheit zurückgezogen haben. Allary beobachtet diesen Polster-Willi bei seinen Ansichten und die, in deren Nähe er in seinem Bauwagen wohnt, nach ihrer Meinung über ihn. Die Grenzziehungen, die das Leben reglementieren, werden an diesem Schicksal bloßgelegt, der Rückzug in ein anderes Leben wird selbstverständlich gemacht. Allary ist mit diesem Portrait ein schöner, engagierter, menschlicher Film gelungen, in dem alles, was für gewöhnlich anerkannt ist, fragwürdig wird, nur nicht die Achtung vor dem Leben. Eine der berührensten Passagen in Willis Bekenntnis ist, das er "kein Herz mehr hat", kein Mitleid mit den Menschen, weil ihn seine Nächsten zutiefst verletzt haben. - Die Spannung dieses "Kleinen Fernsehspiels" entwickelt sich über die Geschichte hinaus auch aus der Gegenüberstellung einer "schönen" und einer "häßlichen" Welt. In Allarys Bildern werden die Fassaden unserer Wohlstandsstädte brüchig und abweisend zugleich: babylonische Türme, hinter deren scheinbarer Ordnung sich das Chaos verbirgt und die Einsamkeit, die sich mit Glitzer und Plunder schmückt. Polster-Willi wurde so zu einem Film über die Kälte in unseren Städten und über den Versuch, sich dort, wo alles zu Ende ist, einen Platz zum Überleben zu bewahren. Thomas/Thieringer, Stuttgarter Nachrichten, 29.6.84
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
Abteilung FM Filme
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