ObjektnummerHHI.2016.G.1001.377
Korrespondenz von Sophie von La Roche
Absender*in
Sophie von La Roche
(1731 - 1807)
Empfänger*in
Luise Ahrends
(1771 - 1820)
Datierung1796
BeschreibungDieser Brief an ihre Freundin Luise Ahrends ist ein Beispiel für La Roches zahlreiche Brieffreundschaften. Dass das Papier keineswegs nur Vertrauliches zum Inhalt hatte, sondern durchaus an einen größeren Adressatenkreis gerichtet war, belegt der Wunsch: „O wie schön wäre es wenn ich nahe bey Ihnen wohnte – und dann einen Brief nach dem andern aus meinem Striksak nehmen und dem oncle in seinem vertrauten Cirkel vor lesen und verbeßerungen hören könte.“Transkription:
offenbach d[en] 8 des Jahrs 1796
Es muß meine theure freundinn Luiße
Ahrends, und ihren verdienstvollen oncle
freuen, wenn ich Ihnen sage, das Ihre güte
für mich — mir das edle süsse glük gewährt
welches ich mir am meisten wünschte — Eine
Stelle in der achtung der Besten —,
Haben Sie Dank liebe Familie — daß Sie den
etwas trüben abend meines Lebens so lieb
=reich erheiterten, denn unglük macht immer düster.
O danken Sie dem verehrungswürdigen
Greiß — für das liebe geschenk seiner bücher —
wie werth sind sie mir — Sagen Sie es
dem Schätzbaren lieben Mann so ganz herz
=lich — danken Sie ihm für alles — was er
von meinem geliebten verlohrenen Franz
sagt — und setzen Sie hintzu, das ich nun
den Muth haben werde — ihm das Bild deß
guten jünglings zu schiken, wenn ich Luiße
die 2 Bände der Resignation schike — wo ich den
oncle um fürsprache bitten werde — Denn
liebe freundinn! Der gang meiner Freude und
meines Hertzens
war bey dem 2t[en] Band gehemmt — denn ich nahm
das Bild einer wirklichen Eugenie, und die Beschreibung
der Laage der güther — und der Sitten
von der Bretagne zur grundlage der Ertzälung
aber die gantze Scene auf dem Berg — in allem
ist aus dem gebieth des meinem Hertzen möglich
scheinenden genommen — Ein Emigrirter so hier
wohnt u mit miniatur malen sich ernährt — sprach von
seiner frau die Eugenie heißt, die Er gleich nach ihren
wochen verlassen mußte — — — und dießes Zusamen
floß in die Scizze der Resignation — nun kommt aber
gegen alles hoffen die frau hieher — u ich mußte alle
fäden meines Phantasie gemäldes abreissen, konte
nichts behalten, als Sir georg die tante, u Schwester
Eugenie komt nicht mehr handlend als einmal, Sir georg
aber ertzält noch auf seiner Reiße nach teutschland wo
Er den Mann aufsucht von ihr — und zeigt sich wie
mein Franz gethan haben würde, wenn das Schik
=sal ihn so geleitet hätte — — theure Ahrends. ver
=zeyhen Sie der Mutter eines Engels, diesem
glauben ———— und versprechen Sie mir, frey
müthig von dem 2t[en] Theil zu schreiben, den
ich ahnde es, nicht so interesiren wird wie der erste
ohngeachtet ein
junger Mann darinn lebt und webt, den
so schön und innig liebt — ich bekenne hier, doch
das ich hoffe dießes soll die übrige Fehler deken.
Ihre Zufriedenheit mit dem Brief an Madame Schlosser
hat mir wohl gethan — Er trudelte möchte ich
sagen aus meinem Hertzen in die Feder — darf
ich wohl freymüthig meine freundinn Ahrends fra
=gen — ob wohl der Buch Händler in Halberstadt
50 stük anbringen könte — den gewiß ist nur:
16 reichsgeld der gulden 60 x mit samt dem porto —
Sie vergeben dieße frage nicht wahr?
geben Sie mir theure Luiße! Bitten Sie Ihren
oncle für mich um Seegen — für die arbeit des
dritten Bandes der Briefe an Lina — ich habe mich
Theils durch beyfall welche die zwey erste erhielten
Theils auch um aufrichtig zu seyn, wegen dem
kleinen erwerb dazu entschlossen — aber ich fühle
das ich, bey dem 1 Theil 12 jahre jünger war
ob schon wieland sagte — wenn:
Der Enthousiasmus für das schöne und gute, nur
in dem Topf sey — so erlösche er nach und nach
Sey er, in der Seele, so bliebe er unsterblich
wie sie ——— und ich mir wirklich anmaßte
das der Himmel
mich mit leztem Beschenkte — so binn ich doch
etwas besorgt — und brauche wirklich Seegen
in dem 1 — von den mit Blumen besetzte Zirkel.
Der verdienste eines Mädchens von 15 Jahren
der gegenstand meiner Briefe —
Der 2 — fast den deutlichsten auszug der natur
geschichte wie eine mutter ihn für ihre Kinder brauchen
kann — wenn sie nicht viel geld für große werke, und
nicht viele Zeit zum durchlesen dieser werke ver
wenden kann — nun soll
der 3te austzug der geschichte des verstandes, und der
Künste= des Hertzens u der Leidenschaften — — — werden:
wenn Sie mich lieben — wenn der weiße Ehrwürdi
=ge oncle mir gut ist — So wünschen Sie mir glükliche
Stunden zu dieser arbeit — O wie schön wäre es wenn
ich nahe bey Ihnen wohnte — und dann einen Brief
nach dem andern aus meinem Striksak nehmen
und dem oncle in seinem vertrauten Cirkel vor
lesen und verbeßerungen hören könte — — aber was hülfen vergebliche
wünsche!
adieu ich umarme Sie — und den oncle, Es wird
doch niemand Eifersüchtig — über die alte LaRoche
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang1 eigenhändiger Brief mit Unterschrift
In Sammlung(en)
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Abteilung
HH Schriftstellernachlässe