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2007 Düsseldorf Reine Formsache
AusstellungstextAusstellungen zur Geschichte der Glaskunst werden immer seltener. Zu groß ist das Risiko, denen die kostbaren Werke ausgesetzt werden. Noch schwieriger ist es, Themen zu finden, die neu und nicht bereits abgehandelt sind und deren wissenschaftlicher Ertrag daher dies Risiko rechtfertigt. Auch Leihgeber, die bereit sind die Gefahren für ihre empfindlichen Schätze auf sich zu nehmen, werden immer seltener.
So ist es ein besonderer Glücksfall, dass Dieter und Birgit Schaich für den Plan gewonnen werden konnten, Ihre mit System und Konzept aufgebaute Sammlung von Formgläsern des 15. bis 19. Jahrhunderts erstmals öffentlich auszustellen – begleitet von einem Katalog, der als Handbuch zum Thema Formglas angelegt ist.
Der Begriff Formglas bezeichnet hüttenfertiges Glas, das unmittelbar am Ofen vollendet und nicht durch Schliff, Gravur, Malerei oder sonstige Veredelung nachbehandelt oder dekoriert wurde. Über die Jahrhunderte war dies die geläufigste Art der Herstellung für das Gebrauchsglas des täglichen Bedarfs, war aber auch für besonders geschickt und kunstvoll gearbeitete Spezialitäten kennzeichnend. Stets ist es einzig das Können des Glasbläsers, dass über Qualität und Gelingen eines Formglases entscheidet.
Obwohl alte Formgläser von Sammlern wegen der reizvollen Vielfalt ihrer Gestaltungsmöglichkeiten geschätzt sind, herrscht in Bezug auf die Lokalisierung der Herkunft einzelner Typen und ihre zeitliche Einordnung noch einige Unsicherheit. Die Aktivitäten von Privatsammlern sind hier für die wissenschaftliche Klärung eine unschätzbare Hilfe. Das Ehepaar Dieter und Birgit Schaich kann hier geradezu als exemplarisch gelten. Seit nahezu vierzig Jahren haben sich beide intensiv mit dem Thema befasst und in seltener Konsequenz eine inzwischen auf etwa 2500 Stück angewachsene Sammlung aufgebaut.
Die Ausstellung des Glasmuseum Hentrich zeigt anhand von etwa 300 ausgewählten Gläsern das Konzentrat dieser Bemühungen. Da das Interesse der in Fachkreisen hochrenommierten Sammler stets dem besonderen, seltenen und noch nie publizierten Stück galt, halten Ausstellung und Katalog zahlreiche Überraschungen bereit. Es entsteht so eine Schau, die ästhetischen Genuss mit kunsthistorischer Erkenntnis verbindet und den Blick auf bisher wenig beleuchtete kulturhistorische Aspekte lenkt.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt bei Trinkgefäßen, Behältern und Flaschen. Dies mag zunächst etwas spröde erscheinen, doch widerlegt die Ausstellung diesen Eindruck glanzvoll. Farbe und Form verbinden sich zu einem Gesamteindruck, der 500 Jahre Glasgeschichte aus einem bisher kaum gesehenen Blickwinkel zeigt und dem Betrachter im Wortsinne die Augen öffnet.