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Brief von Bettina von Arnim, 1847, 1. Seite
Korrespondenz von Bettina von Arnim an Luise von Baumbach
Brief von Bettina von Arnim, 1847, 1. Seite
Brief von Bettina von Arnim, 1847, 1. Seite

Korrespondenz von Bettina von Arnim an Luise von Baumbach

Absender*in (1785 - 1859)
Empfänger*in (1801 - 1889)
Datierung1847
BeschreibungTranskription

ARNIM Bettina von (1785-1859) geb. von Brentano. E. Br.m.U. Wiepersdorf 21.I.1847

An L u i s e v. B a u m b a c h geb. van der Hoop (1801-1889), die Mutter von Bettinas Schwiegertochter Anna, Freimunds Braut. (Freimund v. Arnim, 1812-1863, Bettinas und Achims ältester Sohn, Herr auf Wiepersdorf.)

Liebe Frau von Baumbach
Ihre gütigen Worte sind mir ans Herz gegangen, es ist freilich
für die Mutter ein großes Opfer wenn sie ihr Kind einem
jungen Mann auf Treu und Glauben anvertrauen
muß. Wie sehr dank ich Ihnen dass Sie soviel Zutrauen zum
Freimund haben, ich hoffe er wird Ihnen reichlich vergelten
dadurch dass er Anna's Herz was sie ihm freiwillig schenkt sich
bewahrt.
Sie wollen meinen, als könne ich Anna's Werth überschätzen
Aber: Natürlichkeit, Gemüth und Aufrichtigkeit sind ja die Eigenschaften
welche Sie selbst ihr in vollem Maaße zugestehen, und diese sind
ja der Inbegriff alles Edlen und Guten, und alles Andre ist dage-
gen nicht zu rechnen. Und warum verstellen Sie sich denn so gegen
mich? Sie wissen wohl, und Ihr Mutterherz wiederholt es Ihnen
Täglich dass Ihr Kind ein Engel ist. Mir ist sie schon deswegen ein
Engel weil sie all meine Hoffnungen für Freimunds Glück überflügelt.
Nun möchte ich noch eins in Ihnen bekämpfen und das ist das Gefühl
der Trennung was Sie so schmerzlich empfinden indem
was Anna in ihrer neuen Heimath entbehre. Anna kommt
hier her um sich mit Geschwistern und Befreundeten vertraut
zu machen. Aber diese Heimath ist ja auch die ihrer Eltern;
sie ist Herrin im Hause und wird gleich darauf bedacht sein ihren
Lieben Eltern einen Angenehmen Wohnort zu reservieren.
dann wird es sich so gestalten dass man alle Jahr auf ein
freudiges Wiedersehen rechnen können und die Eisenbahnen
werden dazu ihre Flügel leihen. Es ist ja so schön jetzt in der Welt
man kann ja gar nicht mehr Abschiedsthränen vergießen
weil man so leicht wieder zusammen kann kommen!
Ihre gütige Einladung zum Mai ist hier als Zeichen Ihres

Ihres gütigen Willens sehr werth, aber ich kann mir wahrscheinlich
diese Freude nicht gewähren, meine gehäuften Beschäftigungen
leiden schwerlich eine solche Unterbrechung aber dennoch gebe
ich die Hoffnung nicht ganz auf, da mir sehr darangelegen ist Ihnen
persönlich die Versicherung der Achtung und des Dankes aussprechen
zu dürfen von denen ich mich durchdrungen fühle
Bettine Arnim
Wiepersdorf am 21ten Januar 1847



KlassifikationArchivalie
Anzahl/Art/Umfang1 eigenhändiger Brief mit Unterschrift
AbsendeortWiepersdorf
© UrheberCC BY-SA Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International
ObjektnummerHHI.2016.G.1001.14